Aus dem Kinderzimmer ins legendäre „Ally Pally“
Mental-Monster Fabian Schmutzler ist der zweitjüngste WM-Starter der Darts-Geschichte
Wenn im legendären Alexandra Palace in London ab dieser Woche wieder Tausende verkleidete Darts-Fans schreien, singen und völlig eskalieren, bleibt einer ganz ruhig: Fabian Schmutzler. Das deutsche Ausnahmetalent hat sich erstmals für die WM qualifiziert und bereits in den Ausscheidungsturnieren eines bewiesen: Mental macht ihm keiner was vor. Für seine erst 16 Jahre hat Schmutzler eine mentale Stärke, die viele ältere Spieler vor Neid erblassen lassen. Sein Kampfname: "The Fabulous Fab"- er bekommt keine zittrigen Finger, ist kein Typ, der droht auszuflippen oder nervös zu werden.
Dabei wird die Kulisse im sagenumwobenen „Ally Pally“ sicher auch ihn umhauen, schließlich ist seine Trainingsumgebung ein ziemlicher Kontrast dazu, wie wir bei einem Besuch des Darts-Senkrechtstarters in Frankfurt sehen.
Schmutzler ist Schlümpfe-Fan und Sammler
Der zweitjüngste Teilnehmer in der Geschichte der Darts-Weltmeisterschaften trainiert bodenständig und bescheiden in seinem Kinderzimmer. Aber dabei muss der 16-jährige Schüler nicht auf Zuschauer verzichten: Direkt unter seiner Darts-Scheibe kauern Dutzende Schlümpfe. „Noch im letzten Jahr hatte ich einen Schlumpf-Adventskalender“, erzählt er lachend.
Es ist die Weihnachtszeit, die für Schmutzler jeher Besonderes bereit hält. Schließlich begann auch so sein kometenhafter Aufstieg in die Darts-Elite. 2018 schenkten ihm seine Eltern eine E-Darts-Scheibe, sie selbst spielten gerne von Zeit zu Zeit in Kneipen um das ein oder andere Bier. Dass ihr Sohn nur drei Jahre später als einer von vier Deutschen zur WM fahren würde, hatten sie da bestimmt nicht im Sinn.
Doch Schmutzlers Talent zeigte sich sofort. Es folgten erste Turniere, Jugendmeisterschaften, die Darts-Bundesliga.

"Habe weniger Druck"
Schmutzlers Weg zur WM lässt sich mit Fug und Recht als märchenhaft bezeichnen. Der 16-Jährige verpasste wegen seines Alters den gesamten ersten Teil der Qualifikation. Dort war er erst 15- zu jung! Doch dem Ausnahmespieler reichten auch die verbleibenden Turniere, um sich einen Platz bei der legendären Veranstaltung zu sichern. Schon jetzt hat er allein mit seiner Teilnahme Geschichte geschrieben, doch es könnte noch größer werden: Gewinnt "The Fabulous Fab" tatsächlich sein Auftaktmatch gegen den Engländer Ryan Meikle, wäre er der jüngste Spieler, der jemals ein Spiel gewonnen hat.
Doch soweit will Schmutzler zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht denken. Er ist bodenständig, denkt ans Hier und Jetzt. Die WM-Teilnahme bringt ihn keineswegs aus der Ruhe. "Gerade weil ich noch so jung bin, habe ich weniger Druck", sagte er selbst im Gespräch mit der „Hessenschau“.
Schmutzler ist riesiger Eintracht-Fan
Schmutzler hat auch andere Pläne- trotzdem: "Ein Sieg ist drin"
Darts ist derzeit sein Leben. Doch keineswegs Plan A für die Zukunft. Der 16-Jährige besucht ein Frankfurter Gymnasium, will Lehrer für Chemie und Latein werden. Dafür zieht er Hausaufgaben auch immer dem Training vor, erzählt er unserem Reporter. „Das ist eher das Wichtige, dass ich die Schule fertig habe.“ Außerdem hat Schmutzler auch andere Hobbys.
Er liebt Fußball und vor allem Eintracht Frankfurt. Sein ganzes Zimmer zieren die Vereinsfarben und Fotos und Poster an den Wänden. Schmutzler surft derzeit die Welle seines Erfolgs, hält sich alle Türen offen und geht trotz seiner ganzen Bescheidenheit auch selbstbewusst in die berüchtigte Arena. „Eine 180, also die maximale Punktzahl, die mit drei Dartpfeilen möglich ist, wäre stimmungstechnisch die Kirsche auf der Torte". Ganz tief in seinem Inneren ist Schmutzler aber noch wesentlich selbstbewusster: "Ein Sieg ist drin", sagt er.
Los geht's am 15. Dezember
Zu den Favoriten zählt Schmutzler sicher nicht. Er geht als Underdog in das Turnier. Ganz anders als der Niederländer Michael van Gerwen, der Schotte Peter Wright oder der Titelverteidiger Gerwyn Price. Sie sind die Anwärter auf den Siegercheck in Höher einer halben Million Euro. Los geht das Spektakel am 15. Dezember, das Finale steigt am 3. Januar. (lgr)