Inflations-Krise: Star-Investorin Dagmar Wöhrl fordert Bürger zum Anpacken auf

"Nebenjobs annehmen, nicht immer nur nach dem Staat rufen"

Georg Wendt
Die frühere CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl
deutsche presse agentur

Star-Investorin („Die Höhle der Löwen“), ehemalige Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin, Rechtsanwältin – Dagmar Wöhrl hat sich nach ganz oben gearbeitet. Im exklusiven Interview spricht die Unternehmerin Klartext über die Teuerungs-Krise in Deutschland als Folge des Ukraine-Kriegs: „Es ist falsch, immer nur nach dem Staat zu rufen“, sagt Dagmar Wöhrl und fordert die Menschen auf, auch über Nebenjobs nachzudenken.

Dagmar Wöhrl: Unternehmerin aus Nürnberg sieht in Herausforderungen auch Chancen

RTL: Die Folgen des Ukraine-Kriegs spüren wir auch in Deutschland. Das Leben wird spürbar teurer. Wie gucken Sie auf wirtschaftliche Entwicklung bei uns?

Dagmar Wöhrl: Ich glaube, dass wir noch nicht am Ende der Teuerungswelle angekommen sind und die nächste Zeit kein Zuckerschlecken wird. Der Krieg in der Ukraine, der Lockdown in China – alles Dinge, die die Lieferschwierigkeiten von Rohstoffen und Lebensmitteln noch vergrößern und damit die Inflation antreiben. Das wird nicht einfach werden, aber ich sage immer: Herausforderungen sind da, damit man sich ihnen annimmt! Ich bin kein Freund davon, dass man immer nur sagt: Ach Gott, alles ist schlimm, alles ist schlecht. Jede Herausforderung bringt auch wieder neue Chancen. Wenn man merkt, man kann nicht einfach so weitermachen, dann muss man umdenken und nach Lösungen suchen! Je eher wir uns diesen Herausforderungen stellen und uns den Schwierigkeiten anpassen, umso eher gelingt es uns, das als neue Chance zu betrachten. Natürlich bleibt es manchmal auch nicht aus, den Gürtel ein bisschen enger zu schnallen.

Star-Investorin Dagmar Wöhrl fordert mehr Eigeninitiative: "Das mag viele vor den Kopf stoßen"

RTL: Sie saßen für die CSU mehr als zwei Jahrzehnte als Abgeordnete im Bundestag. Auch jetzt ist die Politik an vielen Stellen gefordert, Entscheidungen zu treffen. Menschen machen sich konkret Sorgen, dass sie wegen der Preissteigerungen vielleicht irgendwann die Miete nicht mehr zahlen können…

Dagmar Wöhrl: Es sind beängstigende Zeiten und bei vielen geht es auch um existenzielle Fragen: Wie kann ich mir die Miete, wie kann ich mir die Heizung auch zukünftig leisten? Aber ich glaube, es ist trotzdem falsch, immer nur nach dem Staat zu rufen, der dann zwei- oder dreihundert Euro als Entlastung losschickt. Das hilft ja nicht langfristig! Das ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb ermutige ich dazu, in vielen Bereichen einfach mal neu denken: „Wie stellen wir uns auch künftig wirtschaftlich neu auf, wo und wie packe ich selber mit an?“ Nicht nur schimpfen und zurücklehnen und sagen „Jetzt geht es uns total schlecht“, sondern sagen „Okay, was kann ich denn selbst dafür tun, damit es mir auch ein bisschen besser geht“. Schauen Sie: Es werden in vielen Branchen händeringend Mitarbeiter gesucht, wohin man schaut, gibt es einen Fachkräftemangel – wie z.B. in der Gastronomie und Hotelbereich. Möglicherweise liegt genau da ja eine Chance und man sagt: „Vielleicht kann ich nebenbei noch einem kleinen Teilzeitjob nachgehen und mir etwas dazu verdienen…“ Das ist sicherlich anstrengend und herausfordernd, aber es wäre eine Möglichkeit, der Inflation etwas entgegenzusetzen. Das mag viele vor den Kopf stoßen, aber uns in Deutschland geht es vergleichbar noch ganz gut. In vielen Ländern träumen die Menschen von solchen Bedingungen, wie wir sie haben. Das konnte ich immer wieder hören, als ich als Abgeordnete in der Entwicklungszusammenarbeit tätig war. Wir sollten dankbar sein für das, was wir haben.

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Dagmar Wöhrl: "Deutschland meistert auch die neuen Zeiten"

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Gregor Schläger, Tui

RTL: Die Krise als Chance?

Dagmar Wöhrl: Ich bin ein stets optimistischer Mensch, daher: Ja, auf jeden Fall! Besinnen wir uns auf unsere Stärken und darauf, welche Krisen wir schon bewältigt haben. Ich glaube fest daran, dass Deutschland auch die neuen Zeiten meistert!

RTL: Vielen Dank für das Gespräch.