Studie zeigt Anstieg um 36 Prozent

Cybermobbing: Jeder 6. Schüler betroffen - Opfer werden immer jünger

 Symbolfoto: Gestellte Aufnahme zum Thema mobbing in sozialen Netzwerken. Neben dem Gefaellt mir Button von facebook sind die Worte Du Opfer zu sehen. Berlin, 01.03.2019. Berlin Deutschland *** Symboloto Photo provided about mobbing in social networks Beside the like me button of facebook are the words you victim to see Berlin 01 03 2019 Berlin Germany PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xThomasxTrutschel/photothek.netx
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Fast zwei Millionen Schüler sind in Deutschland von Cybermobbing betroffen. Rund jeder sechste Befragte (17,3 Prozent) zwischen 8 und 21 Jahren berichtete einer Studie zufolge von Beleidigungen und Bloßstellungen über das Internet. Die Zahl sei seit 2017 (12,7%) um 36 Prozent gestiegen (17,3% in 2020). Die Corona-Pandemie verschärfe das Problem noch weiter.

Jeder 10. Grundschüler wurde schon online gemobbt

Besondere Brennpunkte von Cybermobbing und -gewalt seien Haupt- und Werkrealschulen, doch die Opfer werden der „Cyberlife III Studie“ zufolge immer jünger, wie das „Bündnis gegen Cybermobbing“ in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse mitteilte. Nach Aussage der Eltern sei bereits jeder zehnte Grundschüler einmal Opfer von Cybermobbing gewesen. Mit Eintritt in die Pubertät, also im Alter von etwa 13 Jahren, liege der höchste Anteil an Cybermobbing-Vorfällen vor. Zudem werde heute „gezielter und härter gemobbt, als noch vor drei Jahren“, wie der Vorstandsvorsitzende des „Bündnisses gegen Cybermobbing“ mitteilte. Mit immer gravierenderen Folgen. So sei die Zahl derer, die Suizidgedanken äußerten, seit 2017 um 20% und der Anteil, der Alkohol und Tabletten nahmen, um fast 30% angestiegen.

Die Pandemie verschärfe das Risiko von Cybermobbing, denn durch den Fernunterricht in Corona-Zeiten sind Schüler gezwungen, das Internet zu nutzen, Sozialkontakte seien noch stärker ins Netz verlagert worden. Die Studie zeigte auch, dass Täter und Opfer nicht klar voneinander zu trennen seien: Wer mobbt, sei gleichzeitig oft von Mobbing betroffen. So habe fast jeder dritte Täter (30,1%) selbst schon einmal Cybermobbing-Attacken erlebt.

Hälfte aller Sechs- bis Zehnjährigen alleine im Netz unterwegs

Computer, Tablet, Smartphone, „ab 14 Jahren hat nahezu jeder Schüler zumindest eines dieser Geräte und bereits ab 11 Jahren ist die 90%-Marke erreicht“, heißt es in der Studie. Besonders gravierend ist die seit 2017 gestiegene Ausstattung bei den Kleinsten. „Über 40% der Sechs- bis Siebenjährigen und bereits 64% der Achtjährigen verfügen schon über einen eigenen PC/Laptop, ein eigenes Tablet oder ein eigenes Smartphone.“ Zum Vergleich: 2017 waren es bei den Siebenjährige noch 25%, bei den Achtjährigen 50%. Die durchschnittliche Verweildauer von 2,3 Stunden pro Tag sei im Vergleich zu 2017 jedoch kaum gestiegen.

Gleichzeitig nehme die elterliche Aufsicht während der Pubertät stark ab, weshalb Teenager besonders unkontrolliert im Internet unterwegs und dementsprechend angreifbar und verletzlich seien. „44% der befragten Eltern reglementieren die Internetnutzung ihrer Kinder nach eigenen Angaben streng“, so die Studie. Allerdings lässt der Großteil der befragten Eltern (70%) seinen Kindern bei der Internetnutzung freie Hand, und die Kinder dürfen eigenständig ins Internet. Über die Hälfte der Eltern gaben sogar an, dass sie sich nicht in die Internetnutzung ihres Kindes einmischen, da dieses ihrer Ansicht nach „Internetprofi“ sei. „Schon bei den 6 bis 10-Jährigen sind ca. 47% alleine im Netz unterwegs.“

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"Täter kommen fast immer ungestraft davon"

Sowohl Eltern als auch Lehrer gaben an, dass die Anonymität im Internet „die Bereitschaft der Jugendlichen fördere, böse und gemein zu anderen zu sein“. Auch die Umgangssprache zwischen den Jugendlichen empfinden viele als „härter und gewaltbereiter“. In der Wahrnehmung der Befragten habe auch die generelle Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen zugenommen.

So schätzt es auch Uwe Leest ein. „Die Zahlen zeigen uns, dass sich das gelernte „negative Verhalten“ der Jugendlichen nicht verändert hat, weil es nicht sanktioniert wurde. Die Täter kommen fast immer ungestraft davon. In vielen Fällen ist vor allem die Anonymität im Netz das Problem." An der Studie hatten sich bundesweit mehr als 6.000 Eltern, Lehrer und Schüler beteiligt.