Cuckold: Wenn ihn die Eifersucht erregt

Liebeskolumne
Birgit Ehrenberg

Wie sehr steigert Eifersucht wirklich die Lust?

Wenn versierte Liebesexperten über die Liebe im Allgemeinen diskutieren, dann kommt die Rede früher oder später auf das Thema Eifersucht. Es geht immer um die Frage, ob Eifersucht und Liebe zusammengehören. Ob das Maß der Eifersucht das Maß der Liebe bestimmt und umgekehrt.

Ob Liebesexperten oder "normal" Liebende, Menschen, die der Meinung anhängen, richtige Liebe zeige sich, wenn man durchdreht vor Eifersucht, sind mir suspekt. Ich bin wahrlich Romantikerin. Doch ich finde eben, dass romantische und liebevolle Liebe vom Ego absieht, auf das Du schaut, dem anderen alles gönnt, was dieser begehrt.

Ich gebe zu, dass das sehr theoretisch ist. In der Praxis kriegt man schon Magenschmerzen und Herzrasen, wenn der, den man liebt, einer dritten Person schöne Augen macht, mehr oder weniger flirtet. So empfinden die meisten Frauen und auch die Männer, und in der Regel versuchen sie eifrig, ihre Eifersucht in den Griff zu kriegen, statt sie zu forcieren. Wer ruft schon seinem Ehemann munter zu, dass er es richtig bunt treiben möge mit der Kellnerin, der er auf den Po oder eben tief in die Augen geschaut hat.

Nun habe ich gelesen, dass manche Männer nachgerade darauf aus sind, die allerheftigste Eifersucht zu fühlen. Sie streben deshalb an, ihre Partnerin mit einem fremden Mann beim Sex zu beobachten. Dabei geht etwas in ihnen ab, was man „Spermienkonkurrenz“ nennt, eine Form der Rivalität also – krasse Eifersucht. Diese führt dazu, dass diese Männer, man nennt sie „Cuckolds“ total scharf werden auf ihre Liebste. Geht der Nebenbuhler aus dem Haus, legt der Cuckold sofort seine Frau flach, im besten Fall gleich mehrere Male hintereinander. Bisweilen hält die sexuell stimulierende Eifersucht über Wochen an, eine Art mentales Viagra. Der Cuckold kommt nicht mehr raus aus dem Sexwahn.

In all den Berichten, die ich über Cuckolds, die ich zu fassen bekam, wurde nicht erwähnt, wie scharf diese Herren ihre Partnerin vor dem Antritt gegen einen Spermienkonkurrenten fanden. Vielleicht gar nicht mehr, vielleicht hat sich bei ihnen nichts mehr geregt, gänzlich tote Hose, so dass sie den Wink mit dem Zaunpfahl brauchten, um wieder etwas zu empfinden.

"Zaun-Phallus" kann man hier schon sagen. Ich möchte zu gern wissen, in welchem Verhältnis die Größe des Penis des Rivalen zur Größe der Eifersucht steht. Das muss doch bitter sein, wenn man selbst nicht gut bestückt ist, und dann kommt da ein Hengst angeritten. Da kriegt man doch keinen mehr hoch, Spermienkonkurrenz hin, Spermienkonkurrenz her.

Es gibt keine stimulierende Eifersucht

Man merkt meinen Ausführungen an, dass ich die Sache mit dem sexuell konstruktiven Umgang mit der Eifersucht nicht ganz ernst nehme. Ich bezweifele sogar, dass es einen Trend gibt, der Männer dazu treibt, die Dame ihres Herzens beim Geschlechtsverkehr mit einem Hausfreund zu beobachten. Diese Story ist doch von Sex-Journalisten hochgekocht, denen sonst nichts mehr einfällt.

Zu denen gehöre ich nicht. Ich bin eine gründliche Journalistin, ich schreibe nur die Wahrheit. Ich weiß, dass es immer schon Paare gegeben hat, die es kickt, wenn sie ihren Partner beim Sex mit einem anderen Menschen beobachten. Aber ein Trend ist das nicht.

Ich fange sonst nicht damit an, was „normal“ ist. In dieser Angelegenheit habe ich keine Wahl. Also: Ein liebender Mann empfindet im Normalfall eher keine stimulierende Eifersucht, das sind einfach Erfahrungswerte. Sein Penis schwillt nicht an vor Eifersucht, sondern sein Kamm schwillt an vor Wut. So sieht das aus. Dann haut er dem Mann, der seine Frau gerade in Besitz nimmt, tüchtig einen auf die Nase. Die Spermienkonkurrenz führt in fast allen Fällen ins Krankenhaus und nicht ins Reich der Sinne.

Und damit will ich nicht das Hohe Lied der Eifersucht singen und einstimmen, dass Eifersucht als das Zeichen für Liebe schlechthin steht. Es ist nur einfach sehr menschlich, dass man rot sieht, wenn ein fremder Mensch mit dem Liebsten, was man hat, das Intimste teilt.

Falls engagierte Cuckolds diesen Text lesen und sich aufregen, mögen sie mir bitte scheiben, ob ich mich doch irre und mir erklären, was so toll ist an Cuckold-Dasein.

Ansonsten: Alles Liebe – Eure Birgit