Er stand auf dem Bremer Uni-Dach

Axt-Mann (64) wegen versuchten Mordes vor Gericht

ARCHIV - 31.07.2020, Bremen: Flatterband der Polizei sperrt das Gebäude NW 2 ab, auf dessen Dach sich ein Verdächtiger geflüchtet hat. Am 01.02.2021 beginnt in der Hansestadt der Prozess gegen einen 64-Jährigen wegen versuchten Mordes an der Universität Bremen. Foto: Christina Kuhaupt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Polizeieinsatz Universität Bremen
jol, dpa, Christina Kuhaupt

Im Juli 2020 sorgt ein 64-Jähriger für einen SEK-Einsatz auf dem Bremer Uni-Campus. Er verschanzt sich auf dem Dach, nachdem er laut Polizei einen anderen Menschen mit einer Eisenstange angegriffen hatte. Erst Stunden später gelingt es den Einsatzkräften, den Flüchtigen auf dem Dach des Gebäudes festzunehmen. Seit heute (Montag, 1. Februar) steht der Mann nun vor dem Landgericht Bremen. Die Anklage: Versuchter Mord.

Angeklagter fühlte sich einsam und ausgegrenzt

Der Anwalt des Angeklagten erklärt, er habe schon früh Schwierigkeiten gehabt, sich an seinem Arbeitsplatz in der Bremer Universität sozial zu integrieren. Nach der Trennung von einer Frau habe er unter Selbstzweifel und Verunsicherung gelitten. 2010 habe der Ärger mit seinem Vorgesetzten begonnen. Dieser habe ihn „denunzieren“ wollen. Der Angeklagte habe sich einsam und von seinen Kollegen ausgestoßen gefühlt. Immer wieder habe er versucht, sich zu integrieren, es aber nicht geschafft.

Schließlich habe er am Tattag auf sein Schicksal aufmerksam machen wollen. Dabei habe er das Opfer aber nicht töten, sondern ihn fesseln und zur Rede stellen wollen. Auf dem Dach habe er dann die Worte „Mobbing“ schreiben und sich anschließend mit einer Überdosis Pillen hinunterstürzen wollen.

"Wenn ich dich sehe, könnte ich kotzen“

Der Geschädigte bestätigt vor Gericht, dass es immer wieder Konflikte zwischen dem Angeklagten und seinen Kollegen gegeben habe. 2009 habe er einem Kollegen Brötchen ins Gesicht gedrückt. Dieser habe sich an den Vorgesetzten gewendet, der das Gespräch mit dem Angeklagten suchte. Doch der bezeichnete seinen Vorgesetzten als Lügner und sprach von Mobbing. „Wenn ich dich sehe, könnte ich kotzen“, habe der Mann zu ihm gesagt. Unter vier Augen habe er ihn bedroht.

Vor der Tat sei der Angeklagte lange krankgeschrieben gewesen. Immer wieder habe sein Vorgesetzter darauf hingewiesen, dass der Angeklagte noch einen Generalschlüssel für die Universität besitze, dieser wurde ihm jedoch nicht entzogen.

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Mit einer Eisenstange soll er auf sein Opfer eingeschlagen haben

Am 31. Juli 2020 verschaffte sich der 64-Jährige Zugang zu einem Lüftungsraum auf dem Campus. Dort sorgte er laut Anklage für eine Störung. Als sein Chef den Raum betrat, um die Störung zu beheben, soll der Mann ihm mit einer Eisenstange auf den Hinterkopf und Rücken geschlagen haben. Sein Opfer wurde leicht verletzt, konnte aber flüchten und sich in einem Sozialraum einschließen. Der Angeklagte folgte ihm und schlug die Tür der Polizei zufolge mit einer Axt ein. Das Opfer und eine weitere Zeugin entkamen in den Innenhof.

Opfer hatte Albträume

Vor Gericht beschreibt der Geschädigte, wie sehr er unter der Tat noch immer leide. Er habe große Angst um sich und seine Kollegin gehabt. Während er mit einer Platzwunde am Hinterkopf und Prellungen am Rücken glimpflich davonkam, habe er danach psychologische Betreuung gebraucht und unter Albträumen gelitten.

Im Prozess sind sieben weitere Termine angesetzt. Ein Urteil soll im März fallen.