Eltern riefen den Mann, weil Maria an hartnäckiger Grippe litt

Brasilien: Wunderheiler zündet Mädchen (5) bei Ritual an - Kind stirbt an schweren Verletzungen

Festnahmen nach Tod einer Fünfjährigen in Brasilien
Nach dem Tod einer Fünfjährigen bei einem Ritual eines Wunderheilers hat die Polizei in Brasilien fünf Menschen festgenommen.
Polícia Civil / Divulgação

Ende März wurde die kleine Maria in ein Krankenhaus in Frutal im brasilianische Bundesstaat Minas Gerais eingeliefert. Die Fünfjährige hatte schwere Verbrennungen am ganzen Körper – angeblich von einem Unfall mit dem Grill. Auch die Mutter des Kindes hatte Brandwunden, denn sie hatte sich auf das Mädchen geworfen, um die Flammen mit ihrem eigenen Körper zu ersticken – vergeblich. Maria war so schwer verletzt, dass sie kurz darauf starb. Was zuerst nach einem tragischen Unglück aussah, ist aber nun ein Fall für die Polizei. Denn bei den Ermittlungen kam ans Licht, dass die Fünfjährige offenbar bei einem Ritual eines Wunderheilers in Brand gesteckt wurde.

Was ist bei dem Ritual im Haus der Großeltern passiert?

Am 20. April nahmen die Beamten die Mutter, die Tante und die Großeltern des Mädchens fest. Sie alle sollen bei dem Ritual dabei gewesen sein. Auch der spirituelle Führer, der das Mädchen heilen sollte, sei gefasst, berichten brasilianische Medien. Nun erklärte der Anwalt der Familie im Interview mit der Zeitung „O Globo“ was sich bei dem Ritual abgespielt haben soll.

Er bestritt, dass die Familie dem Kind schaden wollte. „Beschwörungsritual für böse Geister, Menschenopfer – nichts davon ist passiert“, so der Anwalt. Maria habe an einer hartnäckigen Grippe gelitten. Die Familie habe darum einen Wunderheiler kommen lassen. Mit dem Mann hatte die Familie bereits 2021 Kontakt. Marias Onkel und Tante waren mit schweren Corona-Verläufen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der spirituelle Heiler habe ihnen damals geholfen. Die Familie glaubte darum an die Kräfte des Mannes.

Brasilien: Wunderheiler soll Fünfjährige mit Alkohol bespritzt haben

Als es Maria dann schlecht ging und sie mit Fieber und Husten im Bett lag, habe die Familie den Heiler auch für das Mädchen kommen lassen, so der Anwalt. Offenbar hofften sie, dass sich die Fünfjährige so schneller erholen würde. Das Ritual fand im Haus der Großeltern statt. Der Heiler habe das Mädchen zuerst gesegnet. Etwas später sei dann ein Becken mit Kräuteralkohol zum Einsatz gekommen, berichtet die Zeitung.

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Der spirituelle Guru habe dem Mädchen Kräuteralkohol auf den Kopf gespritzt. Die Flüssigkeit sei über Haare, Gesicht und Schultern der kleinen Maria verteilt worden. Doch dann soll die brennbare Flüssigkeit in Brand geraten sein. Denn neben dem Kind brannte eine Kerze. Die Fünfjährige stand sofort in Flammen.

A closeup of a white candle burning in the dark. The flame is blue at the base. Isolated on Black
Eine Kerze soll den brennbaren Alkohol, mit dem das Mädchen bespritzt wurde, in Brand gesetzt haben.
Getty Images/iStockphoto, 51Systems
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Wunderheilung: Plötzlich stand das Kind lichterloh in Flammen

Laut dem Anwalt soll Marias Mutter sich dann auf ihr Kind geworfen haben, um das Feuer zu ersticken. Weil ihre Hose in Brand geriet, erlitt auch sie Verbrennungen ersten und zweiten Grades. Die Großeltern warfen schließlich einen Teppich über Maria, um das Feuer zu stoppen. Die Geschichte mit dem Grill-Unfall soll die Familie dann erzählt haben, weil sie Angst vor Vorurteilen gegen ihren Glauben an spirituelle Heilmethoden hatte.

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Gegen den Wunderheiler wird nun wegen vorsätzlicher Tötung ermittelt. „Es ist für einen Durchschnittsmenschen unmöglich zu glauben, dass sich Alkohol in Kontakt mit einer brennenden Kerze nicht entzündet“, sagte einer der Ermittlungsbeamten im Interview mit „O Globo“. Die Polizei muss auch klären, ob die Familie den Tod des Mädchens billigend in Kauf nahm, als sie das Ritual vollzogen. Laut dem Polizeisprecher sollen die Verwandten der „Horrorshow“ passiv zugesehen haben. (jgr)