Mitten im brasilianischen Urwald
Schwangere von Giftschlange gebissen - Bruder trägt sie zwei Stunden bis zum nächsten Flugplatz

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich mitten im brasilianischen Urwald und werden von einer Giftschlange gebissen. Genau das ist einer schwangeren 20-Jährigen im brasilianischen Bundesstaat Roraima passiert. Weil es in dem indigenen Dorf der jungen Frau keinen Arzt gab, musste ihr Bruder sie zwei Stunden lang durch die Wildnis bis zum nächsten Flugplatz tragen, damit der werdenden Mutter geholfen werden konnte. Denn nur dort konnte ein Rettungshubschrauber landen.
Einzige Rettung nach Schlangenbiss: Schwangere muss zum nächsten Flugplatz kommen
Der Vorfall ereignete sich am Mittwoch im Gebiet des Yanomami-Volkes, wie der Präsident des indigenen Bezirksrats Júnior Hekurari Yanomami in einem Instagram-Post schrieb. „Das ist indigene Gesundheitsversorgung. Das ist die Realität der Völker der Yanomami“, klagte er. Die 20-Jährige, die nach dem Biss einer giftigen Jararaca-Lanzenotter dringend medizinische Hilfe brauchte, hätte nicht versorgt werden können, wenn ihr jüngerer Bruder sie nicht auf den Rücken genommen und getragen hätte.
In dem unwegsamen Gelände gab es keine andere Möglichkeit die verletzte Schwangere zum Flugplatz zu bringen. Wie das Nachrichtenportal „G1“ berichtet, benutze der Junge einen Gurt aus Ranken, den er sich um den Kopf legte, um seine Schwester so besser tragen zu können.
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Schwangere wird gerettet und bekommt Gegengift
Die 20-Jährige, die laut dem Bericht im dritten Monat schwanger ist, wurde an dem Landeplatz von einem Hubschrauber abgeholt und in die nächste Krankenstation gebracht. Der Bezirksratspräsident bestätigte in seinem Post, dass es der Frau und ihrem ungeborenen Kind gut gehe. „G1“ schrieb, dass die Schwangere ein Gegengift erhalten habe. Sie müsse zur Beobachtung aber noch eine Weile in der Krankenstation bleiben. Erst wenn die junge Frau wieder allein laufen kann, soll sie zurück in ihr Dorf gebracht werden.
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Brasilien: Dörfer im Urwald von Gesundheitsversorgung abgeschnitten
Es kommt häufiger vor, dass die Bewohner der abgelegenen indigenen Dörfer kreativ werden müssen, wenn ein Mitglied ihrer Gemeinschaft Hilfe braucht. Laut Júnior Hekurari Yanomami habe es allein im März sechs Schlangenbisse in der Region gegeben – ein Patient sei an dem Schlangengift gestorben. Bei Twitter veröffentlichte der indigene Bezirksrat Anfang März ein Video, das zeigt, wie Helfer einen 23-jährigen Patienten in einem roten Tuch durch den Dschungel in einen Hubschrauber tragen. (jgr)