Es wird immer verrückter
Fury bläst Joshua-Fight zum zweiten Mal ab - und will gegen zwei Leute an einem Abend boxen
Okay, wenn wir gewusst hätten, wie sich diese Nummer entwickelt, hätten wir auch einen Liveblog anlegen können. Kurzer Vorspann: Am Montag sagt Schwergewichts-Champion Tyson Fury die „Battle of Britain“ gegen Anthony Joshua ab, weil dieser seine Deadline für eine Vertrags-Unterschrift verstreichen lässt. Stattdessen verkündet Fury, im Dezember gegen den Kölner Mahmoud Charr zu boxen. Am Donnerstag dann meldet Fury, der Kampf gegen Joshua sei immer noch möglich, nur, um den AJ-Fight Stunden später abermals zu canceln und wieder Charr als Gegner zu benennen – doch nicht nur das!
"Großbritannien, mach dich bereit: King Charr kommt!"
„Manuel Charr, es scheint, als ist Anthony Joshua endgültig verduftet, dieser S*****haufen, dieser Feigling. Du bist ein Mann, der kämpfen will, das gefällt mir“, trötete der Brite am Donnerstag-Nachmittag in den Sozialen Medien. Er akzeptiere Charrs Herausforderung.
Charr antwortete via Instagram sogleich entzückt. „Salam aleikum, Tyson Fury“, sagte der im Libanon geborene 37-Jährige. „Erstens, mein Name ist Mahmoud. Aber du bist ein echter Mann. Ein Mann, ein Wort. Großbritannien, mach dich bereit: der Diamond Boy kommt, King Charr!“
„Warum kämpfe ich nicht gegen zwei Leute in einer Nacht?"
In der Zwischenzeit machte Fury dann noch etwas „Brainstorming“. Der 3. Dezember, für den sein nächster Kampf angesetzt ist, komme. „Warum kämpfe ich nicht gegen zwei Leute in einer Nacht? Charr und ein anderer. Das wäre Wahnsinn. Ich werde der erste WBC-Champion sein, der das macht“, so Fury.
Natürlich ließ die Antwort aus Köln nicht lange auf sich warten. „Ich brauche von dir fünf Leute in einer Nacht“, posaunte Charr über den Dächern Kölles. „Mach dich bereit, wenn ich komme, werde ich deine langen Beine wie ein Holzfäller hacken.“ (Anmerkung: George Foreman boxte 1975 bei einem Show-Event in Toronto tatsächlich einmal gegen fünf Gegner an einem Abend.)
Boxverbände sind kreativ
Nach der Schmierenkomödie noch kurz zum Sportlichen. Eigentlich sehnt sich die Boxwelt nach einem Kampf um die unumstrittene Schwergewichts-Krone zwischen WBC-Weltmeister Fury und Oleksandr Usyk, der die WBA/WBO/IBF-Titel hält. Der Ukrainer hatte Joshua im August zum zweiten Mal bezwungen, ließ danach aber wissen, einige Verletzungen auszukurieren und erst 2023 wieder in den Ring zu steigen.
Fury wollte nicht so lange warten und bot überraschend seinem Landsmann Joshua einen Kampf im Dezember an. Der akzeptierte die grundsätzlichen Bedingungen des Fury-Lagers. Seither verhandeln die Laber der Boxer über den britischen Superfight. Joshua-Promoter Eddie Hearn forderte Fury auf, die Strippenzieher ihre Arbeit machen zu lassen. Man arbeite „unermüdlich“ an dem Kampf und sei nicht mehr allzu weit von einer Einigung entfernt.
Mahmoud Charr hat seit seinem Gewinn des zweitrangingen „regulären“ WBA-Titels 2017 ganze zweimal geboxt – und das gegen völlig unbedeutende Gegner. Für einen WM-Kampf gegen Fury müsste er beim WBC unter den Top 15 platziert sein. Momentan belegt der „Koloss von Köln“ bei dem Verband aus Mexiko Rang 19. Ein „Glück“, dass Boxverbände kreativ sind. (mar)