Body Shaming auf dem Schulhof: Wenn der perfekte Körper schon in der Grundschule wichtig ist

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Woher kommt das schlechte Körpergefühl bei Kindern?
Facebook/Journelle

Eine Mutter hat gepostet, dass ihre 7-jährige Tochter in der Schule bei 30 Grad ihre Jacke angelassen hat, weil sie wegen ihrer 'dicken Arme' von Mitschülern gehänselt wird. Warum haben schon so kleine Mädchen ein schlechtes Körpergefühl? Was ist da schief gelaufen? Und wie können wir sie stark machen?

Von Jutta Rogge-Strang

Beim Body Shaming (übersetzt: Körperscham) werden zu dicke oder zu dünne Personen wegen ihrer Figur angefeindet. Offenbar findet das jetzt sogar in der Grundschule statt. Eine Mutter postete bei Facebook, dass ihre 7-jährige Tochter von ihren Mitschülern (darunter auch Vorschulkinder) zu hören bekommt, dass sie zu dick sei, und besonders ihre Arme. Das zeigt sehr deutlich, wie sehr bereits kleine Kinder fixiert sind auf Körperwahrnehmung und -optimierung.

Tragen wir Eltern eine Mitschuld?

Das haben sie sich natürlich nicht selbst ausgedacht. Der perfekte Body ist allgegenwärtig: Im Fernsehen vermitteln Casting-Shows, dass man sich selbst über den kleinsten Makel lustig machen darf, Diät-Tipps verfolgen uns in Zeitschriften, gesunde (fettarme) Ernährung taucht in jeder Werbepause auf. Superstars hungern sich auf 'Idealmaße' herunter oder werden am besten gleich mit Photoshop auf Linie gebracht. Wie sollen wir also unseren unperfekten Körper lieben, wenn alle Welt so viel schöner ist als wir?

Aber es sind nicht nur die allgegenwärtigen Medien, die unsere Kinder beeinflussen. Tatsächlich müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen. Denn das erste Vorbild für unsere Kinder sind wir selbst. Wir erinnern unsere Kinder daran, nicht zu viel und auf jeden Fall gesund zu essen, damit sie nicht dick werden. Und genau da können wir ansetzen: Es geht um einen liebevolleren Umgang mit dem eigenen Körper, weg vom Body Shaming hin zu Akzeptanz und Toleranz.

Die Illusion vom perfekten Körper

Natürlich hat jeder Mensch seinen eigenen Geschmack und bestimmte Vorstellungen von Schönheit. Aber wieso ist uns die äußere Erscheinung mittlerweile wichtiger als alles andere? Schönheit bedeutet Erfolg, Leistungsstärke, Gesundheit und Anerkennung, völlig unabhängig von 'inneren Werten'. Dabei sind die aktuellen Schönheitsideale für die meisten Frauen unerreichbar - und tatsächlich auch widersprüchlich. Wir müssen schlank sein, sollen trotzdem aber zum Beispiel große Brüste haben. Wir messen uns mit einer Illusion aus einem Modemagazin, anstatt mit uns selbst liebevoll umzugehen. Der Körper ist zu einem Imageträger verkommen, der unseren Wert möglichst hoch verkaufen soll.

Frauen in der westlichen Welt haben inzwischen einen defizitären Blick auf sich selbst und ihren Körper. Wir leben im Optimierungswahn und fragen uns "Was kann noch besser werden?" anstatt: "Was finde ich schön an mir?" Das färbt natürlich auf unsere Kinder ab, denn die machen sich unsere Ansichten zueigen. Tatsächlich müssen wir selbst wieder lernen, die eigenen Makel zu akzeptieren und uns nicht mehr vordergründig über das Aussehen zu definieren.

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So machen Sie Kinder stark

Einfacher gesagt als getan: Sich selbst akzeptieren, sich Gutes tun, Sport und Bewegung für ein gutes und gesundes Körpergefühl anerkennen. Den Blick auf das richten, was wir an uns mögen. Entspannt sein. Tatsächlich haben wir weniger Lust, auf unsere Gesundheit zu achten, wenn wir uns im eigenen Körper schlecht fühlen. Deshalb sollten wir unsere Kinder in erster Linie stark machen: Nicht über Diäten reden, den eigenen Körper nicht vor den Kindern schlecht machen. Das Kind selbst auch nicht auf vermeintliche Makel ansprechen. Vor allem in der Pubertät ist größte Vorsicht angesagt: Selbst kleine Scherze über neue Rundungen können als 'ich bin zu dick' verstanden werden. Die kleinste Infragestellung des Selbstwertes wird von Teenagern sofort am Aussehen festgemacht.

Machen Sie Ihren Kindern möglichst früh klar: Du bist toll. Du bist schön. Du bist genau richtig, so wie du bist. Denn Mobbing in der Schule kann jeden treffen, egal ob blond, braun, dick oder dünn. Die Schuld liegt beim Täter, nicht beim Opfer. Und nur starke Kinder können mit Mobbing besser fertig werden.

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