Sie ist einzigartig

Darum hat diese Hecke jetzt einen eigenen Botschafter

Eine grüne Hecke begrenzt einen Acker.
Traditionell trennen Knicks in Schleswig-Holstein Felder und Wiesen voneinander. Als Rückzugsraum für Wildtiere erfüllen sie eine wertvolle ökologische Funktion.
RTL
von Florent Gallet und Henrik Zinn

Klingt absurd, ist aber so: Diese Hecke ist besonderer als andere! In Schleswig-Holstein ist der sogenannte Knick so verwurzelt, dass er nun sogar einen Botschafter hat. Und der hat eine lebenswichtige Aufgabe.

Landwirt will Kulturgut der Knicks am Leben erhalten

Heiner Staggen ist Rinderzüchter aus Rendswühren im Kreis Plön und seit neuestem Knick-Botschafter! Die Knicks auf dem Familienbesitz des Landwirts stammen aus dem 18. Jahrhundert. Das über neun Generationen gewachsene Familienwissen über die Knicks bringt er Kindergartengruppen und Schulklassen näher. Und jetzt befindet er sich dabei quasi im diplomatischen Dienst, offiziell ernannt von Umweltstaatssekretärin Katja Günther. „Als Botschafter sehe ich meine Rolle darin, Landwirte und Kommunen bei der Pflege des Knicks zu beraten“, erklärt der frisch ernannte Botschafter im RTL-Interview. Damit will Heiner Staggen dazu beitragen, das Kulturgut am Leben zu erhalten. In seiner Familie klappt das schon mal. Seine Kinder möchten den Hof später übernehmen – eines Tages werden sie dann in der 10. Generation die Knicks auf dem Familienhof pflegen.

Was sind Knicks?

Der Landwirt Heiner Staggen steht vor einer grünen Hecke.
Landwirt Heiner Staggen zeigt im Juni 2022, wie durch das Zusammenstecken der Äste ein für größere Tiere undurchdringbarer Zaun wird.
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Um diese Frage zu beantworten, machen wir eine Zeitreise ins Jahr 1770: Mit dem sogenannten Verkoppelungsgesetz werden Felder und Wiesen zwischen den Bauern genau aufgeteilt. Doch wie soll markiert werden, wo der Besitz des einen Landwirts aufhört und der des Nächsten beginnt? Zur Lösung dieses Problems schütteten die schleswig-holsteinischen Bauern zwischen den Feldern Erdwälle auf und pflanzten darauf Hecken.

Früher verflochten Bauern die Zweige der Heckensträucher miteinander. Die abgeknickten Äste verhinderten, dass die eigenen Kühe und Schafe auf das Nachbargrundstück verschwinden konnten: Der Knick diente als natürlicher Zaun. Und daher kommt auch das Sprichwort: Das kannst du knicken!

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Die Wallhecke als grüner Grenzwächter

Ein Luftbild von Feldern, die durch breite Hecken voneinander getrennt sind.
Die Hecken sind meist etwa zwei Meter breit und sitzen auf einem Erdwall, der im Schnitt einen Meter hoch ist.
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Heute sind Knicks vor allem für Wildtiere wichtig: Als grüne Oasen bieten sie Lebensraum für etwa 7.000 Arten, darunter Vögel, Igel und Insekten. Gleichzeitig schützen die Hecken auch die dazwischenliegenden Felder auch vor Erosion. Die ökologische Bedeutung und die gelebte Tradition sind für Schleswig-Holstein etwas ganz Besonderes – findet auch die UNESCO und erklärte die Pflege der Knicks zum immateriellen Kulturgut.

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