Notruf 112 wird zu oft wegen Banalitäten gewählt
Berliner Feuerwehr schlägt Alarm - "Jeder schmerzende Pickel am Po wird angefahren"

Bei der Berliner Feuerwehr herrscht Ausnahmezustand – und das beinahe jeden Tag. Die Zahl der Rettungseinsätze sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Mittlerweile sei die Kapazitätsgrenze überschritten, schlägt die Berliner Behörde jetzt Alarm. Immer öfter werde die Feuerwehr zu Einsätzen gerufen, die keine Notfälle seien. Mit einer Werbeaktion will die Feuerwehr die Berliner Bürger jetzt für den richtigen Umgang mit der Notrufnummer 112 sensibilisieren.
Rettungsdienst wird sogar bei Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit alarmiert

„112 – die Feuerwehr kommt schnell herbei“, heißt es in einem bekannten Kinderlied. Doch in Berlin kann die zuständige Behörde diese Schnelligkeit nicht mehr bedenkenlos garantieren. Der Rettungsdienst gerät nach eigenen Angaben immer wieder an die Kapazitätsgrenzen.
Die Zahl der Einsätze habe im vergangenen Jahr um über 30 Prozent gegenüber 2013 zugenommen. Ein Grund hierfür seien Notrufe gewesen, die vermeidbar gewesen wären. Sogar bei einfachen Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit würden die Retter alarmiert, heißt es aus Feuerwehrkreisen.
Werbekampagne soll Berliner Bürger sensibilisieren

Noch drastischer drückt es ein Berliner Feuerwehrmann in der „Berliner Zeitung“ aus: „Kaum ein Einsatz wird abgelehnt, jeder schmerzende Pickel am Po wird angefahren“. Mit einer Werbe-Kampagne will die Berliner Feuerwehr jetzt die Bevölkerung über einen sachgerechten Umgang mit der Notrufnummer 112 informieren. Unter dem Motto - „Wenn´s drauf ankommt: 112“ sollen die Berliner wirklich nur noch in Notfällen den Rettungsdienst anrufen.
Karsten Göwecke, ständiger Vertreter des Landesbranddirektors der Feuerwehr, ist klar, dass die Behörde hier einen schmalen Grat beschreitet: „Einerseits möchten wir nahebringen, was kein Fall für den Notruf ist. Andererseits möchten wir natürlich niemandem, der Hilfe benötigt, davon abhalten, die 112 zu wählen“.
Helfen gerne, aber nicht wegen saurer Milch im Kühlschrank
Einen Erfolg der Kampagne wünscht sich auch die für die Feuerwehr zuständige Gewerkschaft der Polizei. „Wir helfen den Menschen gern und jeder, der sich in einer Notlage befindet, soll anrufen. Wegen saurer Milch im Kühlschrank muss aber niemand die 112 wählen“, sagte GdP-Vorstandsmitglied Oliver Mertens bei der Präsentation auf dem Potsdamer Platz. Die Kampagne bringe das „ganz gut auf den Punkt“ und werde hoffentlich für Entlastung sorgen. (rra)