Bauunternehmen und Amt schieben sich Schuld zu
Ämter-Wahnsinn in Berlin! Studierende sollen monatelang in Haus ohne Toilette leben
von Amany Salama und Niklas Ullrich
Da hat man endlich eine Wohnung in Berlin gefunden und trotzdem muss man ein Dixi-Klo vor dem Haus benutzen? Das droht den Mieterinnen und Mietern eines Studentenwohnheims im Berliner Stadtteil Neukölln. Und alles nur, weil das Bezirksamt nicht rechtzeitig eine Genehmigung ausgestellt hat.
Genehmigung fehlt
Das Studierendenwohnheim mit sogenannten Micro-Apartments soll Platz für 250 Studentinnen und Studenten bieten. Geplanter Einzug: Februar 2023.
Es ist auch alles bereit, von der Küche bis hin zum Badezimmer sind die Wohnungen fertig. Allerdings ist eine normale Benutzung der Toilette nicht möglich, der Abwasseranschluss fehlt. Dieser kann nur gebaut werden, wenn die Straße vor dem Gebäude für eine Woche gesperrt wird. Die Genehmigung dafür hat das Neuköllner Bauamt allerdings bislang nicht ausgestellt.
Bauunternehmer sauer auf Amt
Laut Aussage des schwäbischen Bauunternehmens fühle sich seit anderthalb Jahren niemand beim Amt dafür zuständig, obwohl es Bescheid wisse. In einer Pressemitteilung machte der Geschäftsführer, Kai Bodamer, seinem Ärger ordentlich Luft: Die Behörden seien „hier völlig überfordert“.
Während den Mietern „wörtlich die ‘Scheiße’ auf die Straße“ laufe, „versuchen wir nun seit insgesamt 18 Monaten (!!) die Hausanschlüsse für unser Bauvorhaben herstellen zu lassen.“ Dazu habe es ca. 30 E-Mails, 45 Telefonate, 5 Vor-Ort-Besuche beim Bezirksamt Neukölln sowie einen Brief per Einschreiben an den Bezirksbürgermeister Neukölln gegeben. Alles bislang erfolglos.
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Mehrarbeit durch Fäkalientanks
Damit seine Mieterinnen und Mieter trotzdem einziehen und auf die Toilette gehen können, wurden Fäkalientanks angeschlossen. Diese müssen allerdings täglich geleert werden.
Für Bodamer ist das natürlich ein gehöriger Mehraufwand, wie er im Gespräch mit RTL berichtet „Unsere Mitarbeiter müssen den Tank stündlich überprüfen und den Füllstand beobachten, sodass wir rechtzeitig reagieren können, falls der Tank überläuft.“
Dixi-Klos im Notfall
Sollte es dahingehend Probleme geben, hat das Unternehmen zusätzlich noch 100 Dixi-Klos vor das Wohnhaus gestellt. Verständlicherweise wäre es für den Geschäftsführer eine „absolute Katastrophe“, sollten die Bewohnerinnen und Bewohner dahin ausweichen müssen. Deswegen „hoffen wir, dass es nicht stattfindet“, so Bodamer.
Amt weist Schuld von sich
Auf RTL-Anfrage äußerte sich auch das Bezirksamt Neukölln. Ein Sprecher gab schriftlich an, dass die Anordnung vergangene Woche erfolgt sei. Die Dauer von anderthalb Jahren „kann ich jedoch nicht ansatzweise nachvollziehen“, heißt es weiter, „zuletzt hapert es zudem an den eingereichten Unterlagen.“
Ihm sei darüber hinaus keine Beschwerde aus diesem Zeitraum bekannt. Bei dem Antrag sei es „ausschließlich“ um eine verkehrsrechtliche Anordnung und nicht um den Anschluss selbst gegangen.
Es scheint, als wäre in dieser Auseinandersetzung das letzte Wort noch nicht gesprochen.