Skurril oder genial? Berliner Friedhof wird zum Gemüse-Beet

Es klingt surreal, fast schon skurril, aber in Berlin wird ein Friedhof langsam zum Garten-Gemeinschaftsprojekt umgestaltet. Europaweit das erste Experiment seiner Art. Eigenartig, denn eigentlich zählen Grabstätten ja zu den ältesten Zeugnissen menschlicher Zivilisation. Allerdings findet hier aktuell ein Umdenken statt.
Bestattungstradition ändert Friedhofsnutzung
Schon in der Steinzeit haben die Menschen ihre Toten bestattet, um ihnen ein Weiterleben oder eine Ahnenehrung zu ermöglichen. Inzwischen geht der Trend in Deutschland allerdings zur Urnenbeisetzung und weg von der Erdbestattung. Deshalb ist auf Friedhöfen zum einen mehr Platz als früher und zum anderen sinken die Einnahmen. Denn ein Friedhof verdient mit der Pacht von größeren Gräbern eben einfach mehr.
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„Hier gärtnern wir gemeinschaftlich“
Die Freiflächen auf dem St.-Jacobi-Friedhof in Berlin-Neukölln werden jetzt vom „Prinzessinnengarten Kollektiv Berlin“ für den Anbau von Kartoffeln, Kürbissen und Kresse verwendet. „Hier gärtnern wir nicht nur gemeinschaftlich in Hochbeeten, sondern bieten auch partizipative Workshops rund um's ökologische Selbermachen an“, heißt es auf der Webseite der Vereinigung.
Bisher war das „Prinzessinnengarten Kollektiv Berlin“ in Berlin-Kreuzberg angesiedelt. Allerdings nicht dauerhaft. Der Neuköllner Friedhof bietet ihnen jetzt einen langfristigeren Standort, wo das Kollektiv gärtnerisch aktiv sein kann.
Lese-Tipp: Gemüse und Obst auf dem Balkon anbauen.
Der Umweltstadtrat des Bezirks hatte immer wieder Bedenken und forderte Änderungen. Inzwischen sei jedoch das Miteinander gut eingespielt. Die Akteure sind vielfältig. Der Friedhofsverband arbeitet mit der Stadtentwicklungsgesellschaft „Stattbau“ zusammen.
Ziel ist der „Einklang mit den Bedürfnissen aller Nutzer*innen, den Garten gemeinschaftlich wachsen zu lassen“. (tgr)