Bewährungsstrafe für Crash-Verursacher
Mutter und Tochter filmen eigenen Unfalltod

Lucija Wiszniewski (59) und ihre Tochter Joanna (36) sind mit dem Auto auf dem Weg von Berlin in ihre polnische Heimat Moryn (Polen). Auf einer Landstraße schert vor ihnen ein Audi aus und drängt Joannas Skoda von der Straße. Der Wagen prallt gegen einen Baum, Mutter und Tochter sterben. Eine Dashcam filmt den tödlichen Crash – die Aufnahmen spielen im Prozess gegen den Crash-Fahrer eine wichtige Rolle.
Mutter und Tochter waren zum Einkaufen in Berlin
Die polnische Kleinstadt Moryn liegt gerade einmal 22 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Joanna und ihre Mutter sind am 8. Februar 2019 nach in Berlin gekommen, um Waren für den Markt zu kaufen, wie die "Berliner Zeitung" (BZ) berichtet.
Auf dem Rückweg will Joanna den Audi, der hinter einem Lkw fährt, überholen. Als sie auf der Gegenfahrbahn direkt neben dem Wagen ist, schert er aus. Auf dem Dashcam-Video ist zu sehen, wie das Auto der Frauen von der Straße gedrängt wird und auf einen Baum zuschießt. An der Stelle bricht die Aufnahme ab.
Mildes Urteil gegen Kraftfahrer Jürgen W.

Gut zweieinhalb Jahre später steht Jürgen W. (41) aus Berlin, der den Audi steuerte, wegen des Unfalls vor Gericht. Das Video vom tödlichen Unfall ist das wichtigste Beweismittel im Prozess am Amtsgericht Bad Freienwalde. Das Urteil am Mittwoch lautet: Sechs Monate Haft auf Bewährung, außerdem muss W. 1.500 Euro an eine Einrichtung für Verkehrserziehung zahlen.
Seinen Führerschein darf der 41-Jährige behalten. Jürgen W. sei Kraftfahrer, ihm solle nicht die Existenzgrundlage entzogen werden, begründen die Richter das milde Urteil.
Unfallverursacher gab Fehler im Prozess zu

Im Prozess hat Jürgen W. gestanden, den tödlichen Fehler begangen zu haben. "Ich wollte, ich könnte es ungeschehen machen", erklärte er laut BZ vor Gericht. Und: "Kann ich einen Brief an die Familie schreiben?"
Witwer Jerzey Wiszniewski sagt der Zeitung: "Kein Urteil der Welt bringt mir meine tote Frau und meine tote Tochter zurück." Die Bilder vom Unfall kann er sich nicht ansehen. "Am 27. Januar haben wir noch 40. Hochzeitstag gefeiert. Zwölf Tage später sind sie tot." (bst)