Hunderte müssten zum Antikörpertest

Arzt könnte Patienten unwirksames Mittel statt Corona-Impfung gespritzt haben

von Maximilian Storr
Am Montag reiht sich vor dem Impfzentrum in Nördlingen eine lange Schlange auf. Doch hier will sich an diesem Morgen in Nordbayern keiner eine Impfung gegen das Coronavirus spritzen lassen. Das haben sie nämlich schon längst getan. Dachten sie zumindest. Bis sich herausstellte, dass sie von ihrem Hausarzt hintergangen worden sein könnten. Jetzt müssen sie zum Antikörpertest, um herauszufinden, ob sie wirklich die Impfung gegen das Virus oder nur ein Placebo erhalten haben.

Hinweise, dass falsche Bescheinigungen ausgestellt wurden

Am vergangenen Mittwoch wurden die Praxisräume von Dr. Gerhard H. im bayrischem Wemding durchsucht. Unterlagen wurden sichergestellt. Zuvor hatte die Kriminalpolizei Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. Schon im August erhielt die Kripo Dillingen die Information „dass in Wemding ein Arzt sei, der entsprechende Impfbescheinigungen und Corona-Impfungen ins Impfbuch eingetragen hat, die aber nicht stattgefunden haben. „Wobei mit dem Hintergrund, dass beide, sowohl der Arzt, als auch derjenige, der geimpft wird, dies wissen, dass keine Impfung erfolgt. Dies waren die Gerüchte“, erzählt der Leiter der Einheit Michael Lechner.

Und es kommt noch schlimmer: Am letzten Donnerstag stellte die Kriminalpolizei fest, dass der Arzt auch seine Patienten betrogen haben könnte. Und zwar die Impfwilligen. Hunderte Menschen könnten überhaupt nicht geimpft worden sein, obwohl sie die ganze Zeit davon ausgegangen sind.

Sarg aus Buche oder Eiche?

Unter ihnen ist auch Harald Chlebek. Er steht mit anderen Menschen in der Schlange vor dem Nördlinger Impfzentrum, um herauszufinden, ob er von seinem Arzt betrogen worden ist. „Es ist schon ein blödes Gefühl, man geht ja die ganze Zeit davon aus, dass man den Impfschutz hat“, sagt Harald Chlebek. Das dachten sie alle vor dem Impfzentrum.

Und es bleibt erst einmal nur die Ungewissheit. Dabei war ihr Hausarzt unter vielen als erklärter Impfgegner bekannt. Eine Frau berichtet RTL, dass Dr. H sie vor der Impfung gefragt hatte, ob sie einen Sarg aus Buche oder Eiche haben wolle. Immer wieder habe er klar gemacht, dass er von der Corona-Impfung nicht viel halten würde. Bei der Pressekonferenz gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass es um mehrere hundert Fälle gehe, in denen überprüft werden muss, ob „dokumentierte Impfungen tatsächlich stattgefunden haben.“

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Geduld ist gefragt

Doch diese Überprüfung wird Zeit in Anspruch nehmen. Die Staatsanwaltschaft erklärte außerdem, dass sie sich erst am Anfang ihrer Ermittlungen befindet. Auch für die Betroffenen heißt es nun erst einmal: warten. Harald Chlebek erzählt RTL, dass die Auswertung der Antikörpertestung bei ihm sieben bis zehn Tage dauern wird. Andere sind noch gar nicht getestet. Bis Klarheit herrscht, gelten sie als ungeimpft.

Aber was sagt der Arzt zu den Vorwürfen? RTL erreichte die Ehefrau des Arztes, die klarstellte, dass sich ihr Ehemann nicht zu den Anschuldigungen äußern wolle. Außerdem wurde am 5. Oktober um eine schriftliche Stellungnahme gebeten, die bisher unbeantwortet geblieben ist.