Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel lag nach ihrem schweren Trainings-Unfall im Koma

Nach dem schweren Trainings-Unfall von Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel hat Bundestrainer Detlef Uibel beschrieben, wie brutal die Kollision der 27-Jährigen mit einem holländischen Nachwuchs-Sprinter auf der Betonpiste in Cottbus war - und: wie dramatisch die Stunden danach waren.
Kollision mit Junioren-Sprinter auf Betonpiste
Vogel habe auf der Zementbahn mit der viermaligen Junioren-Weltmeisterin Pauline Grabosch den Teamsprint für den Großen Preis von Deutschland in der Lausitz trainiert, berichtete Uibel der "Welt": "Als Pauline von der Bahn fuhr, hat Kristina noch mal beschleunigt und fuhr ungebremst mit Höchstgeschwindigkeit von über 60 Stundenkilometer auf einen Juniorenfahrer aus den Niederlanden auf, den sie übersehen hatte." Der Holländer wollte einen stehenden Start proben, ihn treffe keine Schuld, betonte Uibel.
Wie schwer sich Vogel bei dem Unfall verletzt hat, ist noch unklar. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bestätigte bisher, dass die Goldmedaillen-Gewinnerin von Rio 2016 "schwere Wirbelsäulenverletzungen" erlitten habe.
Weitere Operationen nötig

Es sei völlig normal, dass sich mehrere Sprinter eine Bahn im Training teilen, sagte Uibel. Vogel habe allerdings keine Chance gehabt, den Juniorenfahrer zu erkennen. "Es war quasi so, als wäre Kristina gegen eine Wand gefahren", schilderte der Trainer die Wucht des Zusammenpralls. Die Betonpiste habe mit der Schwere der Verletzungen nichts zu tun. "Kristina war nach der Kollision ansprechbar und hat die Dinge um sich herum wahrgenommen."
Vogel wurde nach ersten Untersuchungen mit dem Hubschrauber nach Berlin geflogen und in der Nacht auf Mittwoch mehrere Stunden notoperiert. Die OP sei "gut verlaufen", teilte der BDR später mit, ihr Zustand "stabil". Allerdings habe Vogel zunächst im Koma gelegen, sagte Uibel. Weitere Operation seien außerdem unumgänglich.
Schwerer Unfall vor neun Jahren
"Wir können alle nur hoffen und beten, dass Kristina auch diese schwierige Situation wieder meistert. Dass sie eine großartige, vorbildliche Kämpferin ist, hat sie ja schon mehrfach bewiesen", sagte Brandenburgs Leiter des Olympiastützpunktes Wilfried Lausch und erinnerte an einen schweren Unfall Vogels im Jahr 2009.
Im Alter von nur 18 Jahren war Vogel beim Training auf der Straße schwer verunglückt. Damals hatte ihr ein Kleintransporter die Vorfahrt genommen, sie knallte in die Seite des Fahrzeugs und erlitt dabei schlimme Verletzungen. Vogel verlor sechs Zähne, brach sich den Kiefer und vier Handwurzelknochen. Außerdem hatte sie eine leichte Gehirnblutung und gebrochene Brustwirbel. Im Krankenhaus wurde Vogel damals zwei Tage in ein künstliches Koma versetzt.
Nach dem Unfall musste Vogel vor Gericht lange gegen das Land Thüringen um Schmerzensgeld streiten, weil der Unfallbeteiligte ein Polizist im Dienst gewesen war. Erst 2014 bekam sie ein Schmerzensgeld von 92.000 Euro zugesprochen. Erinnerungen an das Unglück hat Vogel nicht, auch dies war ein Grund, weswegen sie schon neun Monate danach wieder ein Rennen fuhr.


