Autobahn: Soviel Stress verursachen enge Baustellen

Enge Baustellen sorgen für Stress bei Autofahrern: Viele kennen nicht einmal die Breite des eigenen Wagens, gefährden auf engen Fahrstreifen sich selbst und andere. Wir haben zusammen mit der RWTH Aachen einen Stress-Test durchgeführt: Wie sehr belastet die Durchfahrt enger Baustellen den Körper? Die Antwort ist verblüffend.

Ein Verkehrsschild fordert Tempo 30 entlang einer wegen Straßenbauarbeiten einspurigen Strecke in der Berliner Konrad-Wolf-Straße.
Enge Baustellen können viel Stress bei Autofahrern verursachen.

Anna Gerhards und Christian Busen von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen haben zwei Kameras in unserem Testfahrzeug sowie eine weitere in einem Verfolgerfahrzeug installiert. Die Testfahrerin Jana bekommt einen Brustgurt mit einem Herzfrequenzmesser, der die Daten während der Testphase auf eine Uhr überträgt. Hauptaugenmerk legen die beiden Wissenschaftler auf den sogenannten Eye-Tracker - eine Brille, die aufzeichnet, wohin die Testperson gerade blickt.

Die Versuchsleiter erhoffen sich anhand dieser Aufzeichnungen herauszufinden, wie groß der Stress in der Baustelle für die Fahrer wirklich ist und was künftig geändert werden muss. Die beiden Forscher sind gespannt, ob die Testfahrerin in kritischen Situationen besonders deutliche Körperreaktionen zeigen wird.

Unser Testteam fährt von der Hochschule Aachen direkt Richtung Autobahn 4. Denn in unmittelbarer Nähe befindet sich eine Großbaustelle, die derzeit zu den unangenehmsten in ganz Deutschland gehört: Alle vier Fahrspuren sind auf eine Seite gelegt – Seitenstreifen gibt es nicht. Beide Fahrbahnen sind nur durch eine dünne Metallbande getrennt.

Viele Autofahrer schätzen ihre Breite falsch ein

Die Überholspur ist nur für Fahrzeuge gedacht, die nicht breiter als 2,10 Meter sind. Unser Testwagen ist laut Betriebsanleitung 2,02 Meter breit – wir können den linken Streifen nutzen. Der Verkehr fließt und die Straße ist trocken. Dann kommt die Einfahrt in die Baustelle: Unsere Testfahrerin soll versuchen, auf der linken Spur zu überholen - eine alltägliche Situation in einer Autobahnbaustelle.

Sie fährt erst mal auf gleiche Höhe mit dem Lastwagen und wägt ab, ob sie mit ihrem Wagen noch zwischen Mittel Leitplanke und LKW passt. Dann beschleunigt sie und fährt vorsichtig vorbei. Genau solche Situationen verlangen den meisten Autofahrern ein Höchstmaß an Konzentration ab: Wenn sie oder der LKW-Fahrer sich jetzt bei Tempo 80 Kilometer pro Stunde verschätzen, dann kann das böse Folgen haben.

Für die Forscher der RWTH Aachen sind die Aufnahmen der Eye-Tracking Brille von besonderer Bedeutung. Christian Busen kann die Belastung unserer Testperson an den hektischen Augenbewegungen nachweisen. Auch der Herzfrequenzmesser misst bis zu 129 Herzschläge in der Minute - normal sind 90. Bis die Baustellen anhand dieser Studie entschärft werden, wird es aber noch Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern.