Zwei Tote bei Angriff auf Synagoge in Halle

Killer Stephan B. filmte die Attacke mit Helmkamera - 2.200 Menschen sahen das Video

Zwei Tote bei Schießerei in Halle: Angreifer filmte Tat mit Helmkamera
Zwei Tote bei Schießerei in Halle: Angreifer filmte Tat mit Helmkamera
ems, REUTERS, REUTERS TV

Täter von Halle filmte seine Tat mit

Attentäter Stephan B. hat die grausame Tat in Halle nach RTL-Informationen mit einer Helmkamera gefilmt. Das Video war für einige Zeit im Internet zu sehen. Nach Angaben der Streaming-Plattform Twitch haben es geschätzt 2.200 Menschen gesehen, bevor es nach 30 Minuten gelöscht wurde.

Es liegt der Redaktion vor, wir zeigen es Ihnen bewusst nicht. Darin ist zu sehen, wie Stephan B. zunächst die Synagoge in Halle angreift. Als das scheitert, fährt er zu einem Dönerladen. Auch die kaltblütigen Morde sind zu sehen.​ Die Behörden gehen davon aus, dass der 27-Jährige alleine gehandelt hat. Er schoss zwei weitere Menschen an. Sie sind inzwischen außer Lebensgefahr. Sehr wahrscheinlich ist die jüdische Gemeinde an diesem Mittwoch einer noch viel größeren Katastrophe entgangen. Wäre der Täter in die Synagoge mit rund 80 Gläubigen gelangt, so Experten, hätte es ein Blutbad gegeben.

Anschlag in Halle: Täter soll es sich um 27-jährigen Deutschen handeln

Am Anfang des Videos äußert sich der Täter antisemitisch, er spricht gebrochenes Englisch, wechselt später ins Deutsche. Im Video sind beide Morde zu sehen. Laut " Spiegel Online" soll es sich bei dem Täter um den 27-jährigen Stephan B. aus Sachsen-Anhalt handeln. In seinem Auto sind Molotow-Cocktails und Munition zu sehen. An einem Zaun legt er einen Gegenstand ab, der an einen Sprengsatz erinnert. Auch die Deutsche Presse-Agentur berichtet, dass er direkt an der Synagoge selbstgebastelte Sprengsätze abgelegt haben soll.

"Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschießen", sagte der Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, der "Stuttgarter Zeitung". "Aber unsere Türen haben gehalten."

Stephan B. floh vom Tatort und wurde am Nachmittag festgenommen. Er war den Behörden ersten Informationen zufolge bisher nicht als Teil der rechtsextremen Szene in Sachsen-Anhalt aufgefallen.

Für die beiden Verletzten, die im Universitätsklinikum operiert worden sind, besteht derzeit keine akute Lebensgefahr, wie ein Sprecher der Klinik mitteilte. Die Frau und der Mann hatten den Angaben nach schwerste Schussverletzungen.

Schüsse in Halle: Bewaffneter mit gezogener Waffe auf der Straße vor dem Dönerladen
Eine Augenzeuge machte dieses Foto des Täters vor dem Dönerladen.
Privat

Halle: Täter griff erst vor einer Synagoge an, dann ging er in einen Dönerladen

Danach ist zu sehen, wie er zu einem Dönerladen fährt. Dort wirft er offenbar einen Gegenstand ins Geschäft, wie mehrere Augenzeugen berichteten. Dann erschießt er einen Mann, wie ein Augenzeuge RTL kurz nach der Tat bestätigte. "Er hatte ein Sturmgewehr und einen Helm. Auf einmal wirft er, was aussieht wie eine Granate", sagte Conrad Rößler gegenüber RTL. Der Täter sei ruhig gewesen, "wie ein Profi", berichtete ein Mitarbeiter, der ebenfalls im Dönerladen in Halle anwesend war.

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Im Video: Ein Augenzeuge berichtet aus dem Dönerladen in Halle

Täter streamte die abscheuliche Tat im Internet

Die Streaming-Plattform Twitch teilte in der Nacht zu Donnerstag via Twitter mit, dass das "entsetzliche Video" 35 Minuten auch live vom Konto-Eigentümer auf der Plattform gestreamt und in dieser Zeit von fünf Menschen gesehen worden sei. Der Account sei vor etwa zwei Monaten erstellt worden, zuvor sei nur einmal etwas veröffentlicht worden.

Twitch, eine Plattform mit Sitz in den USA, teilte weiter mit, man untersuche den Vorfall. Gegen Hassinhalte fahre man eine Null-Toleranz-Politik, jeder Gewaltakt werde sehr ernst genommen. Alle Konten, auf denen Inhalte dieser abscheulichen Tat veröffentlicht würden, würden dauerhaft gesperrt. Man sei in Gedanken bei den von der Tat Betroffenen.

Anschlag in Halle: Innenministerium geht von antisemitischem Hintergrund aus

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte am Mittwoch: "Nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse müssen wir davon ausgehen, dass es sich zumindest um einen antisemitischen Angriff handelt." Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen "Mordes von besonderer Bedeutung".

Erinnerung an Attentat in Neuseeland

Die Tat erinnert an den Anschlag eines Rechtsextremisten auf Muslime in zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch, bei dem Mitte März mehr als 50 Menschen getötet worden waren. Wie dieser Täter soll auch der Schütze von Halle eine Kamera auf dem Helm getragen haben.