Amstetten Österreich: Vor zehn Jahren flog Fritzl auf

Einer der spektakulärsten Misshandlungsfälle

Vor etwas mehr als zehn Jahren, am 19. April 2008, wurde eine bewusstlose 19-Jährige in das Landesklinikum Mostviertel Amstetten eingeliefert. Ihr Großvater hatte sie vor nach eigenen Angaben vor seiner Haustür gefunden. Desweiteren gab er an, er habe bei seiner schwer erkrankten Enkelin einen Brief seiner Tochter gefunden, in dem diese ihren Vater um Hilfe für die kranke Jugendliche bat.

Niemand zweifelte an Fritzl

Die Ärzte waren ratlos, wussten nicht, was der 19-Jährigen fehlte. Im Verlauf der nächsten Woche begann eine Kette kleiner, teils mysteriöser Ereignisse, an deren Ende einer der verstörendsten und schlimmsten Inzest-Fälle überhaupt stand. Der Name des Mannes, der seine Enkelin und - wie sich herausstellte – Tochter in das Klinikum gebracht hatte: Josef Fritzl. Sein Name wurde weltweit zum Synonym für das Grauen, das seinen Lauf nimmt, wenn ein Vater sich an seiner Tochter vergeht.

Fritzl hatte seine damals 18-Jährige Tochter Elisabeth 24 Jahre (von 1984 bis 2008) in ein Kellerverlies seines Wohnhauses gesperrt. Dort vergewaltigte er sie immer und immer wieder und zeugte mit ihr insgesamt sieben Kinder. Eines davon starb nach der Geburt, drei adoptierte er, drei lebten bei der Mutter im Verlies, darunter die erkrankte 19-jährige Kerstin. Den Behörden gegenüber hatte er angegeben, seine Tochter sei verschwunden und habe die Kinder mit einem Brief vor seiner Haustür abgelegt.

Niemand in Fritzls Umgebung hegte je Zweifel an dieser Geschichte, bis zu jener Woche im April 2008.

Schließlich offenbart sich Tochter Elisabeth

Um Kerstin vernünftig zu behandeln, brauchten die Mediziner in Amstetten weitergehende Informationen von der angeblich verschwunden Mutter. Polizei und Krankenhaus starteten einen Fernsehaufruf. Diesen sah Elisabeth in ihrem Gefängnis und überredete ihren Vater, sie ins Krankenhaus zu ihrer gemeinsamen Tochter zu bringen. Fritzl behauptete, seine in einer Sekte untergetauchte Tochter sei mit ihren zwei anderen Kindern zurückgekommen. Im Gespräch mit einem Arzt vertraute sich Elisabeth schließlich den Ärzten an. Die von Fritzl erfundene Geschichte über seine angeblich "missratene Tochter" war nicht länger zu halten, ein Detail nachdem anderen kam ans Licht, bis er schließlich verhaftet und angeklagt wurde. Er wurde des Mordes durch Unterlassung, Vergewaltigung, Freiheitsentziehung, schwerer Nötigung und Blutschande zu lebenslanger Haft verurteilt. Elisabeth lebt heute mit ihren Kindern an einem anderen Ort.

Nun sind Briefe aufgetaucht, die Einblick in die Dinge geben, die nach der Enthüllung geschehen sind. Wer sie geschrieben hat, was passiert ist und wie es den Opfern Fritzls geht, sehen Sie im Video.