Torhüterin nach 1165 Tagen wieder bei den DFB-Frauen

Almuth Schult: Tränenreiches Comeback für Zwillingsmama

06.09.2022, Bulgarien, Plowdiw: Fußball, Frauen: WM-Qualifikation Europa Frauen, Bulgarien - Deutschland, Gruppenphase, Gruppe H, 10. Spieltag. Deutschlands Mannschaft hat Aufstellung für das Mannschaftsfoto genommen: (unten/v.l.) Linda Dallmann, Jule Brand, Sophia Kleinherne, Sjoeke Nüsken, Lea Schüller; (oben/v.l.) Tabea Waßmuth, Jana Feldkamp, Laura Freigang, Torhüterin Almuth Schult, Sara Däbritz, Sydney Lohmann. Foto: Borislav Troshev/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sichtlich glücklich war Torhüterin Schult bei ihrem langersehnten DFB-Comeback gegen Bulgarien
fux pil, dpa, Borislav Troshev

Endlich das erste Länderspiel als Mama: Almuth Schult vergoss nach dem hart erkämpften Comeback im DFB-Tor jede Menge Tränen. Ihr 65. Länderspiel war das erste seit dem WM-Viertelfinal-Aus 2019 – dementsprechend emotional war ihre Rückkehr nach Schulter-OP und Zwillings-Babypause.

"Sehr langer Kampf"

"Ich bin emotional aufgewühlt, weil es eine sehr lange Zeit war und ein sehr langer Kampf", eröffnete die immer wieder schniefende 31-Jährige nach dem 8:0 (3:0) in Bulgarien zum Abschluss der bereits bestandenen WM-Qualifikation. "Ich bin die erste Zwillingsmutter im Tor der deutschen Nationalmannschaft und es gibt auch nicht so viele Mütter, die aktiv mit der Nationalmannschaft auf dem Platz gestanden haben", erklärte die Olympiasiegerin im ARD-Gespräch: "Ich hoffe, dass es noch viele weitere in den nächsten Jahrzehnten gibt."

Weg zurück als Torhüterin "nochmal beschissener"

Nach Schulter-OP und Babypause hatte die Olympiasiegerin von 2016 ihren Stammplatz zwischen den Pfosten an Merle Frohms verloren, Blessuren und Corona verzögerten die DFB-Rückkehr zusätzlich. Beim mitreißenden EM-Triumphzug im Sommer bis ins Finale in Wembley blieb ihr trotz starker Saison beim Double-Sieger VfL Wolfsburg so nur die Rolle als Reservistin.

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Wie hart dieser Weg zurück sei, körperlich wie organisatorisch, könne "niemand nachvollziehen, der sich nicht in den Leistungssport zurückgekämpft hat und viele Türen aufstoßen musste". Als Torhüterin sei es "nochmal beschissener. Man kommt halt nicht rein für zehn Minuten. Wenn man seinen Platz verloren hat, bekommt man ihn nicht so leicht zurück."

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Tochter und Sohn waren am TV dabei

Fabian Strauch
Almuth Schult gewann in ihrer letzten Saison mit dem VfL Wolsburg das Double
deutsche presse agentur

Dass sie beim Torfestival in Plowdiw kaum zu tun bekam, war daher "vollkommen nebensächlich". Viel wichtiger: Tochter und Sohn (2) schauten der Mama daheim im Wendland am TV zu, nun fliegt die Familie gemeinsam nach Los Angeles, wo Schult seit der EM beim Angel City FC unter Vertrag steht.

Weitere Einsätze in Aussicht

Auch beim von Hollywood-Star Natalie Portman mitbegründeten Profiklub ist Schult derzeit nur zweite Wahl. Daher wollte die Bundestrainerin ihr nun endlich diesen "besonderen Moment" ermöglichen - weitere Bewährungschancen sollen in der Vorbereitung zur WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August 2023) folgen.

"Es war ein klares Statement von unserer Seite an Almuth. Wir wollen bis zur WM noch einige Spiele bestreiten und unsere Torhüterinnen gegen bessere Gegner sehen", versicherte Martina Voss-Tecklenburg, die selbst einst als Nationalspielerin den schwierigen Spagat mit Kind und Karriere bewältigte.

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Die Bundestrainerin sehnt wie ihre Spielerinnen wieder echte sportliche Gradmesser herbei. Vor der WM-Auslosung (22. Oktober) steht das erste Heimspiel nach dem EM-Höhenflug an. Für die Neuauflage des EM-Halbfinales gegen Frankreich am 7. Oktober (20.30 Uhr) in Dresden sind bereits 20.000 Tickets abgesetzt.

Ein geplantes Gastspiel bei den Weltmeisterinnen in den USA ist im November der nächste Höhepunkt auf dem Weg zur kommenden Titeljagd, auf die Schult vorsichtig vorausblickt. "Man muss gesund bleiben, seine Leistung im Verein bringen", sagte die charismatische TV-Expertin und Vorkämpferin für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Fußball, die ihre Erfahrungen in der "ganz anderen Fußballkultur" in der National Women's Soccer League genießen will: "Was dann kommt, weiß ich nicht." (tve/sid)