Städte stark betroffen

Allergie-Studie: Pollen werden durch dreckige Luft noch aggressiver

Pollen durch dreckige Luft beeinflusst
Birkenpollen durch Luftverschmutzung aggressiver
dpa, A3542 Karl-Josef Hildenbrand

Allergiker, haltet die Taschentüchertüte gut fest, denn eine Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Birkenpollen durch dreckige Luft noch aggressiver werden. Laut der Studie würde dies auch erklären, warum vor allem in Städten prozentual mehr Menschen mit Allergien leben.

Veränderte Birkenpollen durch verschmutzte Luft

Forscher aus Krakau untersuchten, wie sehr die Luftverschmutzung die Beschaffenheit von Baumpollen beeinflusst. Dafür analysierten sie Birkenpollen. Es wurden Blüten von mindestens drei Bäumen an sieben Standorten mit unterschiedlichen Luftqualitäten (von Stadt bis Wald) im Südosten Polens eingesammelt. Im Labor wurden die Blüten untersucht. Das Protein Bet v 1 ist das Hauptallergen in Birkenpollen. Es fiel auf, dass sich in den Proben Unterschiede aufzeigten. Die Bet v1-Konzentrationen waren in den Proben der stärker verschmutzten Orte höher als von denen im Wald. Die Forscher schlussfolgerten, dass Luftverschmutzung zu einem Anstieg der Allergenität der Proteine führt und damit zu heftigeren Allergiereaktionen. Erschienen ist die Studie im Fachjournal „Plos One“.

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Stärken und Schwächen der Studie

Prof. Dr. Jeroen Buters, stellvertretender Direktor des ZAUM-Zentrums für Allergie & Umwelt am TUM-Helmholtz Zentrum in München, zeigt gegenüber dem „Science Media Center“ (SMC) die Schwächen der Studie auf: „Der Gehalt von Bet v 1 ist sehr stark von der Reifung der Pollen abhängig. Innerhalb des Reifungsprozesses wird jeden Tag die Menge Bet v 1 dramatisch höher. Der Gehalt hängt also sehr stark vom Sammelzeitpunkt ab. Drei Bäumen pro Ort als Probe zu nehmen, reicht nicht aus. Wir haben an über 30 Bäumen gesammelt und es war trotz der größeren Probenanzahl immer noch schwierig.“ Dennoch sei unumstritten, dass sich die Luftverschmutzung auf Allergien auswirken kann. So sieht es auch PD Dr. Stefanie Gilles, Leiterin des Fachbereiches "Umwelt-Immunologie" an der Universität Augsburg: „Dass Luftschadstoffe einen direkten schädlichen Einfluss auf die Atemwege von Allergikern haben, ist unbestritten. Ein zusätzlicher, indirekter Einfluss von Luftschadstoffen auf Allergiker – über die Schadstoffbelastung allergener Pflanzen – wird in der Fachwelt diskutiert, insbesondere aufgrund der Beobachtung, dass allergische Atemwegserkrankungen in urbanen Bevölkerungen seit Jahrzehnten an Häufigkeit zunehmen.“

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Insgesamt sei die Studie ein wichtiger Anhaltspunkt: „Da Birken noch immer sehr häufig in Städten vorkommen, ist der Befund, dass die Allergenität von Birkenpollen durch Verkehrsemissionen verstärkt werden könnte, durchaus ernst zu nehmen. Bei der Planung neuer Grünflächen könnte in Zukunft darauf geachtet werden, keine stark allergenen Pflanzen wie Hasel, Erle oder Birken an Stellen zu pflanzen, in der die Belastung mit Luftschadstoffen hoch ist“, so Dr. Gilles. (pdr)

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