Streit auf dem Rücken der Kinder
Alle 20 Erzieherinnen einer Kita wollen kündigen - weil Gebäude zu marode ist

Es sind mehr als 20 Mängel, die die Erzieherinnen des Kindergartens St. Martin in Dinklage (Niedersachsen) aufzählen. Das Gebäude sei in diesem Zustand zu marode, um darin zu arbeiten. Deshalb haben sie in einem Brief an die Stadt gedroht: Wenn sich das nicht ändert, werden wir ALLE gehen.
Der Mängel-Katalog im Brief ist lang
„Beschriebene Mängel waren unter anderem im Bereich Strom und Heizung“, erklärt Ansgar Westermann, Sprecher der Stadt Dinklage, im Gespräch mit RTL. Darüber hinaus wurden zum Beispiel zu kleine oder fehlende Räumlichkeiten beklagt. Der Brief der Erzieherinnen liegt ihm vor. Für den Fall, dass sich nichts ändert, drohen alle 20 Erzieherinnen mit der Kündigung. In der Kita St. Martin ist am Freitag (9.12.) keiner der Zuständigen für ein Telefonat mit RTL im Dienst. Auch beim Träger, der katholischen Gemeinde, steht niemand für ein Gespräch zur Verfügung. Wie es in einem solchen Fall mit den betreuten Kindern weiterginge, bleibt unklar.
Lese-Tipp: Kita muss wegen Energiekosten schließen.
Sanierungspläne stehen schon länger im Raum
Der Betreiber der Kita, die katholische Kirchengemeinde, habe der Stadt schon vergangenes Jahr gesagt, dass der Kindergarten saniert werden muss und wünschte sich Zuschüsse der Stadt. Das bestätigt der Sprecher der Stadt Dinklage, die die Schreiberinnen des Briefes für den Unterhalt der Einrichtung mitverantwortlich sehen. „Daraufhin sind im Haushalt der Stadt Gelder dafür eingestellt worden“, sagt Ansgar Westermann. Eine von der Kirche durchgeführte Prüfung habe dann allerdings ergeben, dass ein Neubau die bessere Option sei. Sie hätten auch schon ein konkretes Wunsch-Grundstück im Auge.
Lese-Tipp: Kita droht Rauswurf wegen Eigenbedarf.
Landesamt für Schule und Bildung sieht keinen akuten Handlungsbedarf
Beide Parteien, Kirche und Stadt, sind sich letztendlich einig, dass sich im Kindergarten St. Martin etwas ändern muss. „Das Gebäude ist etwa 50 Jahre alt, es entspricht tatsächlich nicht mehr dem heutigen energetischen Standard“, räumt der Stadtsprecher ein. Ob aber ein Neubau oder eine Sanierung wirtschaftlicher wäre, wolle jetzt auch die Stadt noch einmal gesondert prüfen. Laut Westermann würde die Stadt Dinklage, egal ob Neubau oder Sanierung, den überwiegenden Teil der Kosten tragen. Das Wunsch-Grundstück der Kirche bleibt vorerst für einen möglichen Kita-Neubau frei.
Bei einem Vor-Ort-Termin am Mittwoch (7.12.) im Kindergarten mit einer Vertreterin der zuständigen Behörde, dem regionalen Landesamt für Schule und Bildung, wären die im Brief beschriebenen Mängel allerdings überwiegend nicht auffindbar und auch nirgends dokumentiert gewesen. Das Fazit der Behörde hieß also: „Keine gravierenden Mängel“. „Ein wirklich akuter Handlungsbedarf besteht jedenfalls nicht“, erklärt Ansgar Westermann von der Stadt das Ergebnis. Es bestehe keine Gefahr für Kinder oder Erzieherinnen. Er hofft trotzdem, dass es in den kommenden Wochen eine Einigung über die Art und den Umfang der Mängelbeseitigung geben wird.