Italien streitet über Kunstwerk von Studenten
Achtung, Kurven! "Üppige" Meerjungfrauen-Statue sorgt für hitzige Diskussionen

„Ein riesiger Arsch“, „zu kurvig geraten“, „eher zwei Kokosnüsse als zwei Brüste“, „ein Vorbild“, „so sieht Body Positivity aus“. Man könnte meinen, hier wird der neue Bikini-Post einer angesagten Influencerin kommentiert. In Wirklichkeit ist es aber eine von Kunststudenten gebaute Meerjungfrauen-Statue, die die Gemüter erhitzt. Seit sie in einem kleinen Fischerdorf in Süditalien steht, ist in den sozialen Medien ein regelrechter Streit um das Kunstwerk entbrannt.
Prall und provokativ: Streit um Meerjungfrauen-Statue in Apulien

„Eine Meerjungfrau mit zwei Silikonbrüsten, für die der Chirurg angezeigt werden müsste. Und vor allem mit einem riesigen Arsch, den man noch nie bei einer Meerjungfrau gesehen hat“. Mit diesen Worten ließ Schauspielerin Tiziana Schiavarelli in ihrem Facebook-Post keinen Zweifel daran, dass die Statue nicht ganz ihrem Geschmack entspricht. Dazu teilte sie ein Bild der „zu kurvig geratenen Meerjungfrau“.
Seither kennen Hunderttausende Menschen auch außerhalb des kleinen Dorfes in der Region Apulien das Kunstwerk – und feiern es oder regen sich wahlweise furchtbar darüber auf. Und fast immer ist es die Figur der 1,20 Meter hohen Statue namens „Il Mare“ (deutsch: „Das Meer“), die Stein des Anstoßes ist.
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Meerjungfrauen-Statue zwischen Provokation und Inspiration
Studenten der Kunstschule Luigi Rosso in Monopoli haben das Werk im Rahmen einer Kooperation mit der Gemeinde geschaffen, wie der „Guardian“ berichtet. Schulleiter Adolfo Marciano verteidigte seine Schützlinge in lokalen Medien. Die Meerjungfrau sei eine „Hommage an die große Mehrheit der Frauen, die kurvig sind (...). Es wäre sehr schlimm gewesen, wenn wir eine extrem dünne Frau vertreten hätten“.
Beabsichtigt war die „Hommage“ aber wohl nicht. Die Meerjungfrau ist den Berichten zufolge nur eines von mehreren Kunstwerken, das seine Studenten erschaffen haben. Eine andere Statue ist etwa den Opfern von Arbeitsunfällen gewidmet. Doch über diese Werke werde kaum öffentlich gesprochen, kritisierte Marciano. Die Gemeinde hat die Statue inzwischen mit einem grünen Tuch abdecken lassen, wie der „Spiegel“ meldet – offiziell, weil der Platz noch nicht eingeweiht wurde. Der Kunststreit dürfte somit in die nächste Runde gehen. (sbl)
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