Achterregel: So oft sollten wir maximal im Monat zu Schmerzmitteln greifen

Etwas Kopfweh – und gleich eine Tablette einwerfen? Es zwackt im Rücken? Lieber den Schmerz mit einer Tablette betäuben! Dieses Verhalten ist nicht selten und am Ende auch nicht ungefährlich. Ein Schmerz-Mediziner der Charitè empfiehlt die sogenannte Achterregel. Wir erklären, was das ist.

Jede Zweite schluckt Tabletten, um den Alltag zu wuppen

Viele Deutsche nehmen vermeintlich harmlose Tabletten wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen ein, um nicht im Alltag auszufallen, wie eine Umfrage des Bayerkonzerns ergab. Insbesondere Frauen, nämlich jede Zweite, schlucken schnell eine Tablette, um ihre täglichen Aufgaben zu erfüllen oder einen wichtigen Termin einhalten zu können, so die Studie des Pharmakonzerns.

Eine gute Idee? Nicht unbedingt: Andreas Kopf, der die Hochschulambulanz für Schmerz- und Palliativmedizin der Charitè leitet, empfiehlt, sich an die Achterregel zu halten: Wer häufiger als acht Mal im Monat zu schmerzstillenden Pillen greift, sollte einen Arzt aufsuchen. Der sollte abklären, warum der Patient überhaupt das permanente Bedürfnis nach Schmerzmitteln hat.

Wer Schmerz ständig unterdrückt, riskiert sogar stärkere Schmerzen

Wir Menschen brauchen den Schmerz. Er schützt uns vor Gefahren. Wir merken, dass etwas zu heiß ist und ziehen unsere Hand zurück oder aber der Körper teilt uns mit, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wer aber ständig dieses Schmerzgefühl betäubt und unterdrückt, riskiert sogar, dass der Schmerz schlimmer wird. Jeder fünfte Deutsche leidet inzwischen unter chronischen Schmerzen, heißt es auf der Webseite des Schmerzzentrums.

Heißt das, dass ich jetzt am besten gar keine Schmerzmittel mehr nehmen sollte? Nein, sagt Andreas Kopf im Interview mit der ‚Welt‘. Ein verantwortungsvoller Umgang sei absolut in Ordnung. Es gäbe keinen Gewöhnungseffekt, wenn der Patient die Tageshöchsdosis und die maximale Einnahmedauer nicht überschreite. „Es gibt Hinweise darauf, dass bei bestimmten Schmerzzuständen eine gute akute Kontrolle verhindert, dass der Schmerz chronisch wird“, so der Mediziner.

Bei chronischen Schmerzpatienten setzt die Charitè auf ein ganzheitliches Konzept. Mediziner, Psychologen, Physiotherapeuten helfen, die Komplexität der eigenen Schmerzen zu erlernen und im Alltag damit umzugehen, zum Beispiel auch mit Hilfe von Entspannungstechniken und einem verantwortungsvollem Umgang mit schmerzstillenden Medikamenten.