Unter Altkanzler Kohl 1995 eingeführt …30 Jahre gesetzliche Pflegeversicherung – Stimmen nach Reform

Die Pflegeversicherung feiert 30-jähriges Jubiläum. Mittlerweile sind aber viele der Meinung: Sie braucht eine Reform. Anfang des Jahres wurde der Beitrag um 0,2 Prozentpunkte erhöht.

„Wie soll das weitergehen?“

Rose-Lies Kreiser fühlt sich wohl in dem Bonner Seniorenheim. Seit einem Jahr wohnt sie dort. Die 89-Jährige hat Parkinson. Die Pflege kann die gelernte Krankenschwester von ihrer Rente gut bezahlen. Unterstützung bekommt sie auch von ihrer Familie. Rose-Lies Kreiser meint: „Man macht sich schon Gedanken über die Pflege: ‚Wie soll das weitergehen?‘ Und das ist wirklich eine Belastung.“ Weiter erklärt die 89-Jährige: „Meine sagte Familie: ‚Mach dir darüber keine Gedanken und lebe erst mal so wie du das für richtig hältst.‘ Ich kann es mir erlauben. Auch so, einfach zum Friseur zu gehen und mir die Haare schneiden zu lassen. Es gibt Leute, die das auch nicht können."

Dass jeder im Alter versorgt ist, dafür gibt es in Deutschland die gesetzliche Pflegeversicherung. Doch die steht aktuell vor großen Herausforderungen: Denn: Die Menschen werden immer älter und sind mehr auf Hilfe angewiesen. Gleichzeitig gibt es immer weniger Beitragszahler - die Finanzierungslücken wachsen.

Gesetzliche Pflegeversicherung ist jetzt 30 Jahre alt

Die gesetzliche Pflegeversicherung wurde 1995 in Deutschland eingeführt. Unter der schwarz-gelben-Bundesregierung von Altkanzler Helmut Kohl (CDU). Der damalige Minister für Arbeit und Sozialordnung Norbert Blüm war wesentlich am Gesetz beteiligt. Die Ursprungsidee findet der zuständige Arbeitsminister Karl-Josef Laumann aus NRW nach wie vor gut. Trotzdem meint der CDU-Mann auch: „Die Pflegeversicherung braucht jetzt einfach nach 30 Jahren mal eine Erneuerung, eine Generalüberholung. Und wir machen uns sehr viele Gedanken in Nordrhein-Westfalen darüber, wie man das machen kann. Ich glaube, dass zum Beispiel eine wichtige Idee ist, dass man Pflegefälle, die sehr lange dauern, auch sehr hoch unter die Arme greifen muss.“

Jeder der in Deutschland gesetzlich krankenversichert ist, hat auch automatisch eine gesetzliche Pflegeversicherung. Doch die deckt nur zum Teil die Kosten. Trotz steigender Beiträge. Die wurden auch im Januar wieder erhöht: um 0,2 Prozentpunkte. Heißt: Versicherte mit Kindern zahlen jetzt einen Satz von 3,6 Prozent ihres Bruttoeinkommens. Für Beitragszahler ohne Kids sind es 4,2 Prozent.

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Kritik an Pflege in NRW

Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD in NRW Thorsten Klute findet die Erhöhung gut. Die kündigte Ende vergangenen Jahres Parteikollege und Bundesgesundheitsminister Lauterbach an. In Nordrhein-Westfalen gibt es aber noch viel zu tun meint Klute: „Seit 30 Jahren ist die Förderung der ambulanten Pflegedienste in Nordrhein-Westfalen nicht mehr erhöht worden. Im gleichen Zeitraum haben wir fast 70 Prozent Inflation gehabt. Und das zeigt: Nordrhein-Westfalen kommt seiner Aufgabe nicht nach. In den letzten zweieinhalb Jahren ist kaum etwas geschehen in Nordrhein-Westfalen in der Pflege. Wir brauchen jetzt einen großen Push.“

Forderungen über die sich bestimmt auch das Seniorenheim von Rose-Lies Kreiser freuen würde. Damit alle Bewohner sich weiter so wohl hier fühlen wie die 89-Jährige.