2,2 Millionen Kinder und Jugendliche sind armutsgefährdet in Deutschland

Das ist der häufigste Grund für Armut in Familien

Kinder bekommen ein Mittagessen in der Arche im Berliner Bezirk Hellersdorf (Foto vom 18.06.2022). Der Verein ?Die Arche - Christliches Kinder- und Jugendwerk e. V.? ist ein von Pastor Bernd Siggelkow 1995 in Berlin-Hellersdorf gegruendetes evangelisches Hilfswerk, das sich gegen Kinderarmut in Deutschland engagiert.
Die Kinderarmut in Deutschland ist so hoch wie nie. Besonders Kinder aus bildungsschwachen Haushalten, leiden an fehlendem Geld. Nicht selten müssen sie dann zur Arche, wie hier in Berlin.
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Meist gilt: Je niedriger der Abschluss, desto höher das Armutsrisiko
In Deutschland sind 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gefährdet, in Armut abzurutschen. Die Eltern haben in diesen Fällen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens. Besonders häufig trifft es die weniger gebildeten Menschen, ohne Ausbildung.

Niedriger Abschluss und wenig qualifiziert - die Gefahr für Armut ist da

Der Bildungsabschluss entscheidet in Deutschland darüber, wie sehr Kinder von Armut bedroht sind. Haben die Eltern einen Haupt- oder Realschulabschluss und keine Ausbildung, ist das Risiko in Armut zu fallen mit 37,6 Prozent sehr hoch.

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Diese sogenannte Armutsgefährdungsquote sinkt, je höher der Abschluss ist. Denn wer zum mittleren Abschluss eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, der hat nur noch ein Risiko von 14,5 Prozent, in Armut aufzuwachsen.

Bei Menschen mit Meistertitel oder abgeschlossenem Studium liegt die Quote bei nur noch 6,7 Prozent. Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt veröffentlicht.

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Ruf nach Kindergrundsicherung wird immer lauter

12.07.2023, Berlin: Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sitzt während eines Interviews mit der Deutschen Presse-Agentur in ihrem neuen Büro im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bundesfamilienministerin Lisa Paus steht wegen der Kindergrundsicherung unter Druck.
bvj sei, dpa, Bernd von Jutrczenka

Als armutsgefährdet gilt eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens, also von 2.625 Euro netto haben. Bei einer alleinlebenden Person sind es weniger als 60 Prozent von 1.250 Euro netto.

Insgesamt galten im vergangenen Jahr knapp 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschhland als armutsgefährdet. Die Quote liegt bei 24,0 Prozent.

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In Anbetracht dieser Zahlen, wird der Druck auf die Familienministerin Lisa Paus noch höher, die Kindergrundsicherung schnell einzuführen.

"Die Kindergrundsicherung darf nicht zum sozialpolitischen Flop werden. Wer bei Kindern spart, spart am falschen Ende und treibt die Armutsspirale weiter an. Eine kluge Arbeitsmarktpolitik, ein besseres Bildungssystem und eine gute soziale Infrastruktur können langfristig etwas ändern. Es braucht einen großen Wurf, damit in Deutschland jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft die Chance hat, gesund aufzuwachsen und eine Perspektive für die Zukunft zu haben“, sagt Eric Großhaus der dpa, er ist zuständig für soziale Ungleichheit bei der Organisation Save the Children.

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In der Statistik sind auch Geflüchtete mit erfasst

Allerdings belegen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, dass im März diesen Jahres 935.000 Kinder nicht deutscher Herkunft Bürgergeld bezogen haben. Darunter sind Geflüchtete aus der Ukraine, Syrien Irak und Afghanistan erfasst, genau so wie auch Familie, die seit vielen Jahren in Deutschland leben.

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EU-Quote liegt bei 24,7 Prozent

Die Armutsquote im EU-Durchschnitt liegt bei 24,7 Prozent. Besonders niedrig ist sie in Tschechien mit 13,4 und in Dänemark 13,8 Prozent. In Rumänien (41,5 Prozent), Bulgarien (33,9 Prozent) und Spanien (32,2 Prozent) ist ihr Anteil am höchsten. (dbl, mit dpa)

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