Es geht um zwei Autobahn-Schilder
Nach 181.000 Euro-Kostenvoranschlag: Autobahn GmbH leitet interne Untersuchung ein
Für dieses Geld wird woanders ein ganzes Haus gebaut...
An der A38 bei Sangerhausen sollen zwei alte Hinweisschilder aufgebaut werden. Kosten: 181.000 Euro. Das kann und will sich der Bürgermeister nicht leisten. Nun hat die zuständige Autobahn GmbH eine interne Untersuchung eingeleitet.
Angebot steigt von 10.000 auf 181.000 Euro

Eigentlich sollten die Schilder 10.000 Euro kosten – selbst das ist eine Menge Geld für die kleine Stadt Sangerhausen in Sachsen-Anhalt. Doch kurz danach ein neuer Kostenvoranschlag: 181.000 Euro – für alle ein Schock!
„Das ist für mich völlig indiskutabel, weil für 181.000 Euro kann ich zehn Spielplätze erneuern, ich kann meine gesamte Feuerwehr mit Einsatzkleidung ausrüsten – da gibt es sehr viele Möglichkeiten und Notwendigkeiten, wo man das Geld einsetzen könnte“, sagt Oberbürgermeister Sven Strauß (50/SPD) im RTL-Interview.
Lese-Tipp: Stadt kassiert, aber nix passiert! Mehr als eine dreiviertel Million Euro für Straßensanierung
Schilder sollen ersetzt werden

Aber wie kommt es, dass die neuen Schilder auf einmal fast das Zwanzigfache kosten sollen? Die Behörde hat sich beim ersten Angebot wohl vertan, heißt es vom Fernstraßen-Bundesamt. „Ich glaube aber, der Kernpunkt dabei ist, dass man [die Autobahn GmbH] tatsächlich jetzt plant, diese Schilder komplett abzureißen und das Fundament herauszureißen und neue Schilder zu errichten, was aus unserer Sicht aber gar nicht notwendig ist“, vermutet der Oberbürgermeister.
Und das hat damit zu tun, dass es jetzt eine neue Norm für diese Art von Schildern gibt, die Alten wären jetzt etwa 30 Zentimeter zu klein.
Lese-Tipp: Bürgertreffen zum Ausbau der A59 bei Duisburg
RTL fragt nach: Kann ein Schild wirklich so teuer sein?
Doch warum kosten zwei Schilder so viel, wie ein Einfamilienhaus? RTL fragt bei Tim Keiss nach, er ist Geschäftsführer bei Schilderwerk Beutha und hat 4.000 Kunden deutschlandweit.
„Die Materialien für so einen Standort sind vielleicht irgendwo bei 5 bis 6.000 Euro. Dann hast du die ganzen Montageleistungen, die dann erbracht werden müssen. Dann hast du die Verkehrsabsicherung, die in den letzten Jahren immer wichtiger wurde, weil so viele Unfälle passiert sind.“ Mittlerweile müssten zwei Fahrstreifen gesperrt werden, bei solchen Arbeiten.
Aber: „Wenn wir die Schilder montieren, auch mit Demontage, dann kostet es zwischen 15 und 25.000 Euro pro Standort. (…) Und da sind wir schon noch ein Stückchen weit weg von 180.000 Euro“, schätzt Keiss im RTL-Interview.
Lese-Tipp: Vier häufige Fahrfehler auf der Autobahn
Autobahn GmbH kassiert 4.400 Euro an Verwaltungsgebühren
Zuständig für die Vergabe von Aufträgen ist die bundeseigene Autobahn GmbH – und die antwortet RTL nur ganz allgemein. Man würde den Auftrag jetzt sogar europaweit ausschreiben, damit Sanderhausen weniger bezahlen muss. Wie sie aber auf 180.000 Euro kommen, dazu gibt es keine Auskunft.
Der MDR hat recherchiert, dass die Firma für ein anderes Schild, rund 4.400 Euro an Verwaltungsgebühren verlangt. Außerdem bittet sie die Kommunen schon jetzt für den Abbau der Schilder in 15 Jahren zur Kasse.
Und diese Autobahn GmbH sucht nun nach Möglichkeiten, wie man die Kosten für die Erneuerung der jeweiligen Hinweisschilder senken könnte. Die Vergaben und Abläufe würden derzeit einer kritischen Überprüfung unterzogen, hieß es. Denn vielerorts müssen die Schilder erneuert werden.
Bürgermeister Sven Strauß geht übrigens davon aus, dass es „keine schnelle Lösung gibt“. Denn einfach so ein anderes Angebot einholen, das kann er nicht. Es muss alles über die Autobahn GmbH laufen. Sangerhausen wird seinen Rosengarten jetzt also erst mal anders bewerben.
Lese-Tipp: Eine Millionen Euro SteuerverschwendungRKI verschenkt Steuergelder
Politik & Wirtschaftsnews, Service und Interviews findet ihr hier in der Videoplaylist
Spannende Dokus und mehr
Ihr liebt spannende Dokumentationen und Hintergrund-Reportagen? Dann seid ihr auf RTL+ genau richtig:
Crack - Die höllische Billigdroge breitet sich in Großstädten rasant aus. Konsumenten geraten in eine teuflische Spirale aus Sucht und Hoffnungslosigkeit. In Düsseldorf taucht RTL-Reporter Lutz-Philipp Harbaum tief in die Szene ein. Die ganze Dokumentation könnt ihr hier bei RTL+ sehen.
Außerdem gibt es dort noch spannende Dokus zu diesen Themen:
Schaut euch die Geschichte von Alexej Nawalny vom Giftanschlag bis zur Verhaftung in „Nawalny“ an.
Oder: Die Umstände des mysteriösen Tods von Politiker Uwe Barschel werfen auch heute noch Fragen auf. Schaut auf RTL+ die vierteilige Doku-Serie „Barschel – Der rätselhafte Tod eines Spitzenpolitikers“.