Er möchte so akzeptiert werden, wie er ist„Von unseren Eltern zum Arzt geschickt!” Schlager-Star Patrick Lindner über sein Coming-out

Schlagersänger Patrick Lindner mit Ehemann Peter Schäfer
Schlagersänger Patrick Lindner mit Ehemann Peter Schäfer (Archivbild)
picture alliance / Panama Pictures | Dwi Anoraganingrum

Er fühlte sich alleingelassen.
Seit 2013 kümmert sich Schlagerstar Patrick Lindner (64) zusammen mit seinem gleichaltrigen Ehemann Peter Schäfer in einer Stiftung, die seinen Namen trägt, um queere Jugendliche. Im Interview mit RTL.de erzählt er, wie seine Eltern auf sein Coming-Out reagierten und warum er junge Menschen bei der Selbstfindung unterstützen möchte.

Patrick Lindner ist tief bewegt, dass queere Menschen sich noch immer das Leben nehmen

Patrick Lindner wirkt noch immer betroffen, als er von einem Schlüsselmoment seines Lebens erzählt. Zusammen mit Ehemann Peter hatte er in Gesprächen erfahren, dass es auch in der heutigen Zeit noch immer eine große Anzahl junger queerer Menschen gibt, die aufgrund fehlender Unterstützung und Nicht-Akzeptanz Suizid begehen. „Und das hat uns bewegt, Peter und mich, die wir ja ein Jahrgang sind und damals noch zu unserer Zeit bei unserem Outing eben von unseren Eltern zum Arzt geschickt wurden.”

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Ein Coming-out vor 40 Jahren war eine „harte Nummer”

Zur Zeit seines Coming-outs in der Familie war an die breite Öffentlichkeit noch gar nicht zu denken. Auch wenn er da noch weit entfernt von einer Karriere als Musiker war und sich zunächst zum Koch ausbilden ließ. „In den 1980er-Jahren und vorher auch in den 1970er-Jahren, da war das echt noch eine harte Nummer. Man hat sich in irgendwelchen Lokalen getroffen, weil man das ja anders gar nicht machen konnte“, erzählt der Entertainer.

Der 64-jährige Schlagerstar hätte sich selbst eine Unterstützung gewünscht, die er mit seiner Stiftung möglichst vielen Menschen der LGBTQIA+-Community zuteilwerden lassen möchte: „Das ist ja immer das Schwierige an den jungen Leuten, die in der Findung sind, in ihrer eigenen Sexualität, dann irgendwie alleingelassen zu werden. Und das war in dem Fall bei uns damals ganz krass so.”

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Patrick Lindner konnte in der Jugend kaum Selbstwertgefühl entwickeln

Patrick Lindner gibt uns einen tieferen Einblick in seine Gefühlslage: „Wir haben in den ganzen Jahren jetzt unheimlich viel erreicht. Auch das, dass junge Menschen viel freier heute ins Leben hineingehen können. Wir haben damals beide gemerkt, dass es uns unglaublich ausgebremst hat, was unser Selbstwertgefühl betraf. Du konntest eigentlich so ein Selbstwertgefühl überhaupt nicht entwickeln. Du hast dich immer eher im Hintergrund gehalten, hast dich nichts getraut. Das geht schon los in der Schule und zieht sich dann eben durch die ganze Jugend und oftmals wirklich dann auch durchs ganze Leben.”

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Seine Stiftung kümmert sich um junge Menschen bis 27, danach tritt die Münchner Regenbogenstiftung für die ein, die weiter Hilfe benötigen. Er ist „unglaublich dankbar, dass es heute viele junge Menschen gibt, die ganz erhobenen Hauptes da rausgehen und sagen: ,Okay, ich weiß genau, was ich will’.” Und für ihn selbst steht eines ganz klar im Vordergrund: „Ich mache meinen Job und ich möchte einfach auch so akzeptiert werden, wie ich bin.”