Matthias Killing kämpft bis heute um die Anerkennung seines toten Vaters„Kurz vor seinem Tod habe ich ihn angemeckert!”

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Matthias Killing auf dem roten Teppich
Axel Kammerer

Wie geht man mit dem Verlust der Eltern um?
Im Podcast „M wie Marlene - Wie gelingt das Leben?“ spricht Matthias Killing, beliebter Moderator des Sat.1 Frühstücksfernsehens, eindringlich über den Umgang mit persönlichen Verlusten. Innerhalb eines Jahres starben beide Eltern, sein Onkel, der Hund sowie gerade erst vor ein paar Tagen sein Schwiegervater. Kollegen machten sich Sorgen um ihn, der häufig die gut 500 Kilometer von Berlin in seine Heimatstadt Hagen fuhr, um sich um seine Eltern zu kümmern.

Er entschied sich bewusst dafür, nicht hinzufahren

Kurz vor Weihnachten 2023 starb Killings Vater an den Folgen einer Blasenkrebs-Erkrankung. Noch am Abend vorher hatte er mit seinem Vater telefoniert. Der Moderator empfand die Monate zuvor als wahnsinnig anstrengend, da er neben seiner Arbeit häufig im Auto saß und zwischen Berlin und Hagen pendelte. Er habe sich bewusst dafür entschieden, dieses Mal nicht hinzufahren, da er spürte, dass auch er mit seinen Kräften haushalten musste. Eigentlich hätte der Vater erneut ins Krankenhaus gemusst, doch dieser entschied sich dagegen. Killing: „Kurz vor seinem Tod habe ihn angemeckert! Du wirst sterben heute Nacht, wenn du nicht in die Klinik gehst!“ Er legte wütend auf. Wenig später rief er aber erneut an und sie führten ein friedvolles letztes Gespräch. Am Morgen war der Vater tot. Die Nachttischlampe war herausgerissen, er scheint also noch gekämpft zu haben. Matthias Killing machte sich natürlich Vorwürfe, nicht dort gewesen zu sein, doch am Ende sei es die Entscheidung des Vaters zu gehen, sagt er.

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„Mein Vater hat mir vieles nicht zugetraut!”

Er erzählt auch, dass er bis heute um dessen Anerkennung kämpfe und wohl auch deswegen diesen Job gewählt hat. Er brauche den Applaus und den Zuspruch der Menschen. „Mein Vater hat mir vieles nicht zugetraut!”, berichtet der Moderator weiter. Mit dem Pilotenschein verwirklichte er dessen Traum. Oft rief Killing ihn aus dem Cockpit per Facetime an, damit er so mitfliegen konnte, was ihn sichtlich stolz gemacht habe. Der heute 45-Jährige und seine Schwester wurden in dem Bewusstsein erzogen, dass man ohne Pflichten keine Rechte habe. Sie hätten viel Liebe erfahren, aber „ein Grundrauschen der Geborgenheit eher nicht”.

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Killings Verhältnis zum Tod ist eher rational

Auch seine Mutter habe Matthias Killing, zusammen mit seiner Schwester, bis fast zum letzten Atemzug in den Tod begleitet. Nach dem Verlust des Vaters musste sie schließlich in ein Pflegeheim, auch wenn der 45-Jährige zunächst weiter alles gab. Er fütterte und wickelte seine Mutter, um ihr den Verbleib im Zuhause zu ermöglichen. Doch schließlich kam der Moment, an dem es nicht mehr ging. Sie sei in ein Pflegeheim gebracht worden. Killing beschreibt diesen Augenblick als den schwersten. Er habe es sogar für sich fotografiert, wie sie im Rollstuhl in den Krankentransport eingeladen wurde. Egal, wie schön man versuche, das Zimmer zu gestalten – es bleibe nun mal ein Pflegeheim. Dort starb Killings Mutter auch. Killing saß 36 Stunden an ihrem Bett, ihr Herz schlug langsam und sie röchelte nur noch. Schließlich sagte die Palliativärztin zu ihm: „Gehen Sie mal raus, sie lässt nicht los. Sie möchte Ihnen diesen Moment ersparen“, und er habe den Raum verlassen. Eine halbe Stunde später war die Mutter tot und lag friedlich in ihrem Bett. Am Tag danach wachte er auf. Merkte, dass er sich um niemanden mehr Sorgen machen musste und konnte loslassen. „Ich habe meinen Frieden gemacht und sie in großem Frieden beerdigt“, so der Moderator, der sein Verhältnis zum Tod als eher rational beschreibt.

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Dazu trug auch ein Erlebnis vor mehr als 20 Jahren bei. Als er 22 war, sei ein enger Freund während eines Urlaubs auf Mallorca verunglückt. Er stürzte aufgrund eines Konstruktionsfehlers an einem Balkon in die Tiefe und starb gefühlt in seinen Armen. Der Moderator sagt, dass er eher wenig selbst geweint habe, eher mitgeweint. Mittlerweile hat er einiges in seinem Leben verändert, verbringt nicht nur mehr Zeit mit der Familie, sondern auch mit sich. „Man kann viele äußere Dinge verändern, aber trotzdem nicht glücklich werden“, äußert er nachdenklich. Am Ende zähle nur eines: „Nutze den Tag!“