Bewegende Botschaft von EM-Heldin Berger

„Opa, das war für dich!”

Ann-Katrin Berger wird zur Heldin im EM-Viertelfinale!
Im Spiel gegen Frankreich hält die 34-jährige Nationaltorhüterin fast alles und macht sich im Elfmeterschießen endgültig unvergessen. Ihr Antrieb ist ihr Opa, der sie mit 92 Jahren noch einmal live im Stadion sehen möchte.

EM-Heldin spielt für ihren Opa

Ann-Katrin Berger blickte tief in die Kamera und klopfte sich mit dem Finger aufs Herz. Dann schickte Deutschlands Erfolgsgarantin eine bewegende Botschaft an ihren vielleicht größten Fan, der vor dem Fernseher mitgefiebert haben dürfte. „Opa, das war für dich”, sagte die nahezu unüberwindbare Nationaltorhüterin inmitten all des Jubels über ihre EM-Heldentaten gegen Frankreich. Und in gewisser Weise besaß Bergers Großvater Herbert ja sogar einen Anteil am Viertelfinal-Drama mit Happy End.

Ann-Katrin Berger.
Ann-Katrin Berger grüßt ihren Großvater.
dpa

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„Ich habe es schon gesagt: Er kommt nur zum Finale. Da will ich hin”, erklärte die „Elferkillerin”, die ihre ganz eigene Motivation aus der Ankündigung ihres 92 Jahre alten Opas zog und daher scheinbar spielend die lästige Pflicht auf dem Weg ins Halbfinale erledigte. „Deshalb musste ich auch kurz einen Elfmeter schießen, zwei halten – und jetzt geht’s weiter.”

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Spannungsgeladenes Viertelfinale

Vor allem dank Berger, einer der bislang meistdiskutierten Personalien bei diesem Turnier. Die Fußballerin des Jahres stach in einem von unbändigem Willen getriebenen DFB-Team heraus, nicht nur aufgrund ihrer Nervenstärke. Berger lieferte „eine der besten EM-Paraden aller Zeiten”, schrieb der Guardian. Gemeint war jener wahnsinnige Hechtsprung in der 103. Minute, mit dem Berger einen verunglückten Kopfball von Janina Minge irgendwie vor der Torlinie aus der Luft fischte. Im Netz lief der Clip dazu rauf und runter.

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„Es ist aus Reaktion und Instinkt passiert”, sagte Berger, die selbst aber gar nicht so genau verstand, „wie ich da noch hingekommen bin”. Ihre Mitspielerinnen schwärmten. „Krass. Unglaublich. Weltklasse”, sagte Flügelspielerin Klara Bühl und hob auch die „unglaubliche Lebenserfahrung” der 34-Jährigen, die bereits zweimal den Schilddrüsenkrebs besiegt hat, hervor. „Sie ist der Ruhepol des Teams.” Berger habe „gezeigt, wie unfassbar sie ist”.

Tipps auf der Trinkflasche

Dafür benötigte sie nicht einmal die Tipps ihres Torwarttrainers. „Tatsächlich habe ich kein einziges Mal draufgeschaut. Ich habe es vergessen”, sagte Berger nach dem 6:5 im Elfmeterschießen über die Trinkflasche, auf der Hinweise zu den gegnerischen Schützinnen notiert waren. Zwei Versuche parierte die Elfmeter-Spezialistin, die der DFB-Auswahl im Vorjahr bereits Olympia-Bronze gesichert hatte. Dazu verwandelte sie selbst – und konnte sich anschließend eine Spitze in Richtung der Kritiker nicht verkneifen.

Sie kriege bestimmt „noch ein bisschen Ärger vom Bundestrainer”, sagte Berger mit einem Augenzwinkern, nachdem Christian Wück sie nach dem Dänemark-Spiel (1:2) für ihre mitunter riskanten Dribblings gerüffelt hatte. Jetzt, meinte die Keeperin, habe sie es „wieder gutgemacht”.

Berger freut sich auf Opas E-Mail

Und wie! Es sei „bemerkenswert, wie Anne mit den ersten drei Spielen umgegangen ist”, sagte Angreiferin Giovanna Hoffmann. Schließlich habe es „nicht wenig Kritik” gegeben. Doch trotz ihres herausragenden Auftritts war Berger „ein bisschen unzufrieden”, sie sei im Duell vom Punkt „ab und zu zu früh gesprungen bin. Das wird mein Opa sicher auch sagen.”

Ihr Großvater war aber vermutlich schon im Bett, als Berger weit nach Mitternacht der Reaktion ihres Edelfans entgegenfieberte. Sie freue sich besonders auf das Feedback ihres Opas, sagte Berger. Am Morgen danach dürfte sie ihr Postfach gecheckt haben. Denn: Sie erwarte wie immer „eine E-Mail”. (nbo/sid)