Zum Tod von Christoph Daum

Ein Leben zwischen Meisterschaften, Tragödien und einem Riesen-Skandal

Geliebt und umstritten!
Am Samstag ist Christoph Daum im Alter von 70 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben. Eine Fußball-Lichtgestalt geht - und ein Mensch, dessen Leben von Meisterschaften, Skandalen und Tragödien geprägt war.

Erst Titel, dann Kokain

1985 beginnt die Trainerkarriere des damals noch jungen Christoph Daum. Zunächst trainiert er die zweite Mannschaft des 1. FC Köln, dann wechselt er rasch zu den Profis - wird Co- und dann Cheftrainer. Daums Karriere kennt bis dahin nur einen Weg: bergauf. 1990 wechselt er zum VfB Stuttgart. Nur zwei Jahre später wird er mit den Schwaben Deutscher Meister. 1994 geht es für Daum in die Türkei zu Besiktas Istanbul, er holt mit dem Klub Meisterschaft und Pokal. Titel, die ihn dort zur Legende werden lassen.

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Doch der vorläufige Höhepunkt soll zugleich der Beginn seines tiefen Falls sein. Das Jahr 2000 wird die weitere Trainerlaufbahn des Christoph Daum entscheidend prägen. Mit Bayer Leverkusen verspielt er zunächst am letzten Spieltag die Meisterschaft. Im Oktober 2000 kommt’s dann noch viel dicker!

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Christoph Daum auf seiner legendären Pressekonferenz im Jahr 2000

Der Kokain-Skandal! Eigentlich steht schon fest, dass er 2001 Bundestrainer werden soll. Doch dann kommt raus, dass der damalige Leverkusen-Coach Drogen konsumiert hat. Daum beteuert seine Unschuld. Auf einer historischen Pressekonferenz erklärt er, dass er eine Haarprobe abgegeben hat: „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“. Eine Lüge!

Denn die Haarprobe schlägt positiv aus. Eine Welle der Empörung bricht los, Daum kommt als Bundestrainer nicht mehr infrage. Ein Skandal, der ihn bis an sein Lebensende begleiten soll. In einem RTL-Interview sagt Daum zuletzt: „Das passiert nicht mit Vorsatz. Du sagst dir nicht ‘heute Abend ziehe ich mir mal etwas rein’, sondern das entsteht durch die Atmosphäre. Du hast was getrunken, Freunde oder Bekannte sind mit dabei und sagen ‘Komm, nehmen wir alle’. Und wenn du dich dann in einer labilen Lebenssituation befindest, wie es bei mir der Fall war, denkst du dir ‘So what?’ Dann nimmst du mal etwas, um eine Art Selbsttest zu machen, um herauszufinden, wie das wirkt.“

Aufstieg mit dem 1. FC Köln

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Doch er hat Glück im Unglück! Denn in seiner schwierigsten Phase darf er erneut bei Besiktas Istanbul als Trainer arbeiten. Danach geht’s zu Austria Wien und schließlich zurück zum 1. FC Köln. Den FC führt er nach seiner Rückkehr 2006 zwei Jahre später in die Bundesliga. Zuletzt trainiert er 2017 die rumänische Nationalmannschaft.

2022 ereilt ihn die Schock-Diagnose Krebs. Daum kämpft bis zum Schluss, doch am Ende siegt der Krebs. Doch wie sagte er einst?
„Eher zu sterben ist auch eine Art vorangehen.“ (tli)