Sicherheitslücke für VerbraucherRTL EXTRA Test: Kein verlässlicher Schutz gegen K.O.-Tropfen auf dem Markt?

Produkte fallen im EXTRA-Test durch
RTL EXTRA hat vier gängige Testsysteme gegen K.O.-Tropfen aus Drogerie, Internet und Apotheke in zwei unabhängigen, renommierten Laboren überprüfen lassen – darunter ein Armband, zwei Teststreifen und einen speziellen Strohhalm. Das Ergebnis der von RTL EXTRA in Auftrag gegebenen Stichprobe ist eindeutig: Keines der Produkte funktioniere laut Laborbefund zuverlässig. Im Ernstfall würden sie K.O.-Substanzen wie GHB oder Ketamin nicht sicher nachweisen, so der Testbericht.
Bereits in der ersten Stichprobe, die das Labor Dr. Wisplinghoff für RTL durchführte, fallen alle vier Produkte durch. Die Gegenprobe des Labors der Forensischen Toxikologie des Universitätsklinikums Heidelberg bestätigt das Versagen. Die Heidelberger Experten ordnen den Befund warnend ein: „Eine hohe Sicherheit geben sie nicht. Und wenn der Eindruck dadurch erwächst, dass man allen Getränken dann vertrauen kann, wo diese Tests nicht anschlagen, dann ist das ein Trugschluss.“
Die Firmen der Testprodukte weisen die Vorwürfe zurück. So heißt es in der Stellungnahme der KDM Group, dem Hersteller des Teststreifens „DrinkCheck“, dass „die durch das Labor Dr. Wisplinghoff getesteten Stoffe – insbesondere Zopiclon und GBL (Gamma-Butyrolacton) – […] nicht Bestandteil der Substanzen [sind], die unser Test detektieren kann oder soll. Ein negatives Ergebnis bei diesen Substanzen ist also nicht Ausdruck eines Produktmangels, sondern bestätigt die spezifizierte Funktionalität.“
Die Firma Xantus des „K.O. Tropfen Schutzarmbands“ erklärt gegenüber RTL, dass die Genauigkeit des Produkts bei 98,2 Prozent liege und durch unabhängige Institute bestätigt sei. Es heißt: „Xantus schützt nicht zu 100 Prozent – aber besser, als gar nichts dabei zu haben“. Und weiter: „Wie ein Fahrradhelm kann es im Ernstfall einen Unterschied machen.“
Das UCLL University College, an dem fünf Studenten das Test-Kit „CheckIt Straws“ entwickelt haben, erklärt in seiner Stellungnahme: „Die Check-It-Strohhalme funktionieren – aber noch nicht zu 100 Prozent“. Weiter heißt es: „Derzeit werden sie nicht unter professionellen Bedingungen gefertigt, daher wurde die Produktion vor einigen Wochen gestoppt, um weitere Labortests durchzuführen.“
Laut der CDU-Landtagsabgeordneten Isabell Huber seien „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung im Zusammenhang mit K.O.-Tropfen in den letzten zehn Jahren um 160 Prozent gestiegen“. Immer häufiger seien auch Männer betroffen. Doch die EXTRA-Recherchen zeigen: Es scheint bislang kein verlässliches Produkt auf dem Markt zu geben, um K.O.-Mittel selbstständig nachzuweisen. Die Politik hat bereits reagiert und einen entsprechenden Passus in den Koalitionsvertrag aufgenommen.
RTL zeigt die ganze Recherche am Dienstag, 13. Mai, um 22:35 Uhr bei EXTRA. Außerdem steht parallel zur Ausstrahlung eine längere Version der Folge auf RTL+ bereit.