NRW-Geschichte mit ZündfunkenPhilipp aus dem Hanfbachtal: Der Laster-Liebhaber von Hennef
Im Rhein-Sieg-Kreis verbirgt sich ein ungewöhnlicher Hof voller Geschichte und PS. Mit viel Leidenschaft, Sachverstand und Fingerspitzengefühl widmet sich hier ein 64-Jähriger einer besonderen Sammlung – und beweist, dass alte Technik mehr zu bieten hat als nur Rost und Nostalgie.
Ein Hof wie aus einem Abenteuerspiel
Zwischen grünem Hügelland im beschaulichen Hennef reiht sich Laster an Laster: Über 200 ausrangierte Militärfahrzeuge stehen hier auf einem weitläufigen Gelände – sorgfältig sortiert, rostig, mächtig. Verantwortlich für diesen beeindruckenden Fuhrpark ist Philipp Fackin, bekannt als „Philipp aus dem Hanfbachtal“. Sein Markenzeichen: roter Overall, selbstgedrehte Zigarette – und die Liebe zu altem Blech.
Begeistert von Lastern – nicht vom Militär
Die Leidenschaft begann schon in Kindertagen, als Bundeswehrfahrzeuge durchs Viertel fuhren. Doch mit Waffen oder Krieg hatte Philipp nie etwas am Hut. „Den Wehrdienst habe ich nie absolviert, den wollte ich auch nicht absolvieren. Aber die Autos fand ich immer klasse“, sagt der bekennende Pazifist. Ende der Siebziger wird aus der Begeisterung ein Beruf. Philipp baut ein Armeefahrzeug zum Wohnmobil um – und gründet später einen Handel mit gebrauchten Militärfahrzeugen. Davor war er Büromaschinenmechaniker. Heute sagt er: „Das ist ganz wunderbar mein Job. Ich habe jeden Tag was zu spielen.“
Raritäten und rollende Schätze
Auf seinem Hof stehen nicht nur Laster, sondern auch Radlader, Boote und Schneefräsen – vieles davon echte Raritäten. Wie ein seltener weißer Bucher, den Philipp für 49.000 Euro plus Steuer anbietet. „Ich vermute, du wirst in Deutschland keinen zweiten finden“, erklärt er. Gekauft hat er ihn aus einem Sonderposten der Schweizer Armee. Beim Einkauf geht Philipp weniger strategisch, dafür intuitiv vor. „Das mache ich einfach nach Gefühl. Das eine Auto sagt mir zu, das andere nicht. Und bis jetzt habe ich damit Glück gehabt.“ Die Fahrzeuge stammen aus Deutschland, der Schweiz oder den USA – und werden oft zum Liebhaberstück.
Logistik wie beim Laster-Tetris
Wenn ein Kunde zuschlägt, beginnt der logistische Kraftakt: „Dann fahren wir alles raus. Das sind ja fahrende Autos. Und in zwei, drei Stunden ist das in der Regel erledigt.“ Wer nicht ganz vorne kauft, braucht also etwas Geduld – oder hilft beim Rangieren. Aber nicht nur das Gelände ist vollgestellt – auch in den Häusern lagern Motoren, Bremsscheiben und Zubehör. „Sowas wird ja immer seltener“, sagt Philipp, der Ersatzteile nicht nur selbst braucht, sondern auch verkauft. Das Lagerverwaltungssystem? Sein Gedächtnis. „Irgendwas schreiben habe ich gar keine Lust zu. Also muss das Gehirn trainieren.“
Schrauberwissen ohne Lehrbuch
Alles, was Philipp weiß, hat er sich selbst beigebracht. „Learning by doing“ ist sein Motto. Jeder Defekt wird zur Lektion. Nur bei moderner Elektronik hört der Spaß auf: „Dann ist alles vorbei.“ Seit über 25 Jahren steht ihm Michael Westphal zur Seite. Gemeinsam arbeiten sie täglich an anderen Fahrzeugen. „Jeder Tag ist anders“, sagt Westphal. „Es wird nie langweilig – weil wir nicht nur eine Sorte haben.“
Fahrspaß wie damals
Wenn ein Klassiker wieder fit ist, dreht Philipp am liebsten selbst eine Runde – zum Beispiel mit einem Willys MB „Jeep“. „Das ist eine Badewanne mit Rädern“, sagt er lachend. „Die hoppelt über die Straßen. Das macht doch richtig Spaß.“ Seine Frau teilt seine Begeisterung nicht – steht aber dennoch hinter ihm. Und ans Aufhören denkt Philipp ohnehin nicht. Sein Männertraum lebt weiter, mitten im Grünen – mit alten Lastern, viel Gefühl und jeder Menge Diesel im Blut.