Eine Stimme gegen das Vergessen

Margot Friedländer erhält Sonderpreis des Westfälischen Friedens in Münster

Margot Friedländer ist für diesen besonderen Moment aus Berlin nach Münster gereist. Die Holocaust-Überlebende wird mit dem Sonderpreis des Westfälischen Friedens ausgezeichnet. Sie nutzt die Bühne, um mit eindringlichen Worten zur Menschlichkeit aufzurufen. „Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut“, sagt die 102-Jährige. Ihre zentrale Botschaft an die Zuhörerinnen und Zuhörer: „Wir sind alle gleich. Seid Menschen!“

Aus New York zurück nach Deutschland – um zu erzählen

Geboren 1921 in Berlin, verliert Friedländer in der NS-Zeit ihre gesamte Familie. Sie selbst überlebt das Konzentrationslager Theresienstadt. Nach dem Krieg emigriert sie in die USA, lebt jahrzehntelang in New York. Doch mit fast 90 kehrt sie zurück nach Deutschland – mit dem Ziel, aufzuklären. Besonders an Schulen erzählt sie ihre Geschichte, eindringlich, aber ohne Anklage.

Für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist genau das ihre große Stärke: „Nicht aufdringlich, sondern werbend. Nicht überredend, sondern überzeugend. Nicht belehrend, sondern erzählend“, beschreibt er Friedländers Engagement gegen das Vergessen und für Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie.

Zwischen Rückblick und Realität

Die Auszeichnung wird im Rahmen der Zweiten Westfälischen Friedenskonferenz verliehen. Sie erinnert an den Westfälischen Frieden von 1648, der nach jahrelangen Verhandlungen in Münster und Osnabrück den Dreißigjährigen Krieg beendete. Damals wie heute ist die Suche nach diplomatischen Lösungen schwierig – besonders mit Blick auf die aktuelle Weltlage.

Reinhard Zinkann, Vorsitzender der veranstaltenden Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe, zeigt sich ernüchtert. „Heute sind wir keinen Schritt weiter“, sagt er mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Die Sicherheitslage in Europa hat sich gar nochmals verschärft.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Krieg in Europa bleibt zentrales Thema

Bereits bei der ersten Konferenz vor zwei Jahren stand der Ukrainekrieg im Fokus. Auch diesmal beschäftigen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit der Frage, wie Frieden möglich werden kann. Auch das Verhältnis zwischen den USA und Europa gerät zunehmend ins Wanken – ein weiteres zentrales Thema der Konferenz.