Was ist mit denen denn los?
Peinlich statt pünktlich: Führungskräfte der Deutschen Bahn tanzen auf Tagung

Schlechte Zahlen und indigene Tänze.
Als wäre die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn nicht schon Zumutung genug, taucht jetzt auch noch ein skurriles Video der Bahnchefs auf, in dem sie sich mit maorischen Kriegsgesängen für den Wettbewerb fit brüllen. Was die Bahn dazu sagt, lest ihr hier.
Chefs brüllen „Wir liefern, wir siegen!“ auf Seminar
Mehr als ein Drittel der Fernzüge der Deutschen Bahn sind im ersten Halbjahr 2025 nicht pünktlich ans Ziel gekommen. Zahlen, die das größte Fernverkehrsunternehmen Deutschlands jetzt selbst veröffentlicht. „Das Halbjahr werden wir voraussichtlich bei knapp 64 Prozent abschließen”, beziffert Bahnchef Richard Lutz im dpa-Interview die Bilanz genauer und bezeichnet sie als „relativ gut gelaufen”. Ob die Fahrgäste das genauso sehen?
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Die Unpünktlichkeit und die tiefroten Zahlen, die das Unternehmen seit Jahren schreibt, bekommen durch ein vor kurzem aufgetauchtes Video einen merkwürdigen Beigeschmack. Es zeigt, wie die Führungskräfte der Deutschen Bahn gemeinsam auf den Boden stampfen und rituelle Gesänge brüllen. Als Abschluss einer anstrengenden Tagung.
Ausrufe wie „Wir liefern, wir siegen!“ oder „Pünktlichkeit und Verlass” sorgen für Irritation und Spott im Netz. Die User stellen infrage, inwiefern das Tanzen eines traditionellen neuseeländischen Kriegsgrußes namens Haka bei der Verbesserung des Unternehmens helfen soll.
Deutsche Bahn hatte „großen Spaß”
Auf Nachfrage von RTL erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn die skurrile Methode wie folgt: „Der Haka fand am Ende eines sehr intensiven, arbeitsreichen Führungskräftetreffens mit vielen Workshops statt. Das war eine Bewegungseinheit zum Abschluss, die vielen großen Spaß gemacht hat.”
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Einen Haka als auflockerndes Element in eine Veranstaltung einzubauen, sei nichts Ungewöhnliches, heißt es weiter. „Das Netz ist inzwischen voller Haka-Videos. Unser deutscher Haka-Trainer ist damit bei vielen Unternehmen und Organisationen unterwegs.”
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Fette Finanzspritze vom neuen Verkehrsminister
Einig sind sich sicherlich alle Beteiligten: Ein Haka-Tanz löst weder wirtschaftliche noch strukturelle Probleme. Im vergangenen Jahr waren die Fernzüge der Bahn so unpünktlich unterwegs, wie seit Jahrzehnten nicht. Das stellen auch Politiker und Politikerinnen wie Heidi Reichinnek (Die Linke) oder der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) aktuell fest.

In einem Bild-Interview verrät der CDU-Politiker, dass er eine Pünktlichkeitsquote jenseits der 80 oder 90 Prozent im Auge hat. Aber auch Sauberkeit und Sicherheit stünden ganz oben auf seiner Agenda. Doch wie soll das funktionieren?
Die Bundesregierung hat bereits im März entschieden, 166 Milliarden Euro in die deutsche Infrastruktur zu investieren. Marode Bahnstrecken und Autobahnbrücken sollen damit saniert werden. Außerdem legen CDU und SPD im Koalitionsvertrag Veränderungen an der Spitze des Staatsunternehmens fest. Über die Ablösung von Richard Lutz wolle der Verkehrsminister in den kommenden zwei Monaten entscheiden.
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Heidi Reichinnek kritisiert gegenüber MDR AKTUELL die hohen Bonuszahlungen für den Bahnvorstand. „Ich finde, dass das beispielsweise an Pünktlichkeitsziele gekoppelt sein sollte. Wenn nicht mindestens 80 Prozent der Züge pünktlich sind, dann gibt es halt keine Boni”, schlägt die Linken-Fraktionschefin vor. Ob die Methoden der Politik erfolgreicher sein werden als die der Deutschen Bahn auf Führungskräfteseminaren, wird die Zukunft zeigen.