Nach Schuss in den KopfNotarzt erklärt Patient für tot – aber er lebt!

Ein Notarzt stellt einen Todesschein aus, doch die Dinge liegen anders (Symbolbild).
Ein Notarzt stellt einen Todesschein aus, doch die Dinge liegen anders (Symbolbild).
Boris Roessler/dpa

„Er atmete noch!”
Am 1. Juli 2023 schießt sich ein Mann in Bad Waldsee in Baden-Württemberg in den Kopf. Der behandelnde Notarzt erklärt ihn für tot. Als die Polizei am Tatort ermitteln will, bewegt er sich plötzlich. Jetzt könnte der Fehler für den Mediziner juristische Konsequenzen haben.

Fatale Fehleinschätzung: Notarzt erklärt lebenden Mann für tot

Der Mann soll mit seinem Schuss versucht haben, sich das Leben zu nehmen. „Ein Notarzt stellte seinen Tod fest und stellte einen Totenschein aus”, sagte der Präsident des Polizeipräsidiums Ravensburg, Uwe Stürmer. Als die Polizei eintraf, um den Fall wegen des unnatürlichen Todes zu untersuchen, dann der Schock: Der vermeintliche Tote fing trotz einer schweren Verletzung an, sich zu bewegen. „Er atmete noch”, sagte Stürmer. „Das ist schockierend, wenn man denkt, dass jemand tot ist, und ist es dann doch nicht”.

Die Polizisten verständigten den Rettungsdienst, derselbe Notarzt traf ein. Der Verletzte kam ins Krankenhaus, starb aber wenig später. Juristisch stellte sich nun die Frage, ob er möglicherweise hätte gerettet werden können, wenn der Arzt erkannt hätte, dass der Patient noch am Leben ist.

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Wird der Notarzt für seine Fehldiagnose bestraft?

Der Mediziner sollte eine Geldstrafe wegen unterlassener Hilfeleistung zahlen. Seine Anwältin legte allerdings Einspruch ein. Deswegen gibt es eine erneute Prüfung, wie die Staatsanwaltschaft in Ravensburg und das Amtsgericht in Bad Waldsee mitteilten. Der Strafbefehl sei damit bislang nicht rechtskräftig. Es komme möglicherweise zu einer öffentlichen Verhandlung, sagte der zuständige Richter Kurt Feurle.

Der Vorfall habe auch die anderen Einsatzkräfte stark belastet, sagte Stürmer. Das Geschehen sei mit Unterstützung der psychosozialen Beratung und der Polizeiseelsorge aufgearbeitet worden. „Schon der ‘normale’ Umgang mit Leichen wird von unseren Kollegen oft als belastend erlebt. Dieser außergewöhnliche Fall hat die eingesetzten Kräfte aber deshalb emotional so stark berührt, weil sie davon ausgegangen waren, dass die Person tot war”, so Stürmer. (sbl/dpa)

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Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen

Solltet ihr selbst von Suizidgedanken betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe. Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.