Tod durch Lebensmittelvergiftung oder Pestizide?Deutsche Mutter und Kinder sterben in Türkeiurlaub – Dr. Specht erklärt mögliche Todesursache

von Anna Skibowski und Johanna Werning

Der Familienurlaub endet im Albtraum!
Eine Mutter aus Hamburg und ihre zwei Kinder sind in der Türkei gestorben. Der Vater liegt laut Medienberichten noch immer auf der Intensivstation. Mehrere Personen seien festgenommen werden, doch wie oder woran die Frau, ihr Sohn (6) und ihre Tochter (3) in Istanbul gestorben sind, ist noch immer unklar. Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet ein, wie wahrscheinlich eine Lebensmittelvergiftung oder Pestizide als Todesursache infrage kommen.

Tragödie im Türkei-Urlaub: Autopsie konnte Todesursache nicht klären – wie geht es jetzt weiter?

Die Ermittlungen nach dem Aufsehen erregenden Tod vergangene Woche laufen in mehrere Richtungen, berichtet unter anderem die dpa. Auch das Hotel der Familie geriet in den Fokus, nachdem zwei weitere Touristen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Wie es allerdings zur Tragödie kommen konnte, ist noch immer unklar. Ein erster Autopsiebericht brachte keine nennenswerten Hinweise zur Todesursache. Doch das muss nicht unbedingt etwas heißen, wie Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im RTL-Interview erklärt.

Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht.
Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht (Archivbild).
RTL

„Allerdings muss man sagen, da ist noch lange nicht alles untersucht worden. Auch wenn die Verstorbenen jetzt schon beerdigt sind, geht die Autopsie an sich weiter“, sagt der Mediziner. Die Untersuchungen sind jedoch sehr zeitaufwendig. Unter anderem wird wohl laut Specht eine sogenannte Toxikologie durchgeführt, also eine Giftstoffüberprüfung. „Das dauert sehr lange, weil sehr spezifische Giftstoffe, die infrage kommen könnten, untersucht werden müssen.“

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Ein Urlaub in Istanbul (Türkei) endet für eine Familie aus Hamburg in einer Katastrophe. Mutmaßlich als Folge einer Lebensmittelvergiftung sterben erst die beiden kleinen Kinder Kadir (3) und Masal (6), später auch ihre Mutter Çiğdem B. Es ist eine unfassbare Tragödie!
Çiğdem B. und die beiden Kinder sind tot, ihr Mann Servet kämpft noch mit den Folgen der mutmaßlichen Lebensmittelvergiftung.
Privat

Ist eine Lebensmittelvergiftung Schuld an dem Tod von Çiğdem und ihren Kindern?

Die Behörden vermuten derzeit eine Lebensmittelvergiftung, doch genauere Ergebnisse stehen noch aus. Ermittler hatten nach den Todesfällen Proben in den von der Familie besuchten Lokalen genommen. Im Laufe des Montags (17. November) ist mit der Veröffentlichung toxikologischer Gutachten von Lebensmittelproben zu rechnen, berichtet dpa und bezieht sich auf türkische Medien.

„Bei einer Lebensmittelvergiftung denkt man natürlich zunächst einmal an eine Infektion mit irgendwelchen Bakterien, vielleicht auch Viren. Ich denke, das ist die unwahrscheinlichste Variante, jedenfalls wenn es um die Infektion an sich geht, dass also ein Erreger all das ausgelöst hat“, sagt Specht. „Wenn, dann ist es eher so, dass es ein Giftstoff war, der natürlich wiederum von einem Erreger kommen kann.“

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Mit Pestiziden vergiftet? „Da wird die Kriminalistik noch einige Arbeit leisten müssen“

Eine weitere Möglichkeit: Die deutsche Familie wurde durch mögliche Pestizide vergiftet. Erst kürzlich seien Insektizide im Hotel versprüht worden. „Wenn wir es hier tatsächlich mit Insektengift zu tun haben, Pestizide, die angewandt worden sind, dann wäre das ein allererster Regel neurotoxischer Vorgang, das heißt ein Gift, was auf das auf die Nerven wirkt. Und das ist vereinbar mit dem, was jetzt einerseits in der Autopsie gefunden oder eben auch nicht gefunden wurde und mit den berichteten Symptomen”, so Specht.

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„Man muss jetzt nicht unbedingt erwarten, dass man zum Beispiel bei eingeatmeten Giften auch gleichzeitig ein Ödem der Atemwege sieht, also eine Wasseransammlung in dem Gewebe drumherum“, erklärt der Mediziner. „Das gibt es zwar häufig, aber man hat oft schon gesehen, dass gerade bei massiven Vergiftungen dieser Art, die dann tödlich enden, genau das eben nicht zu sehen ist.“

Zudem könne ein Pestizid auch über die Haut aufgenommen werden. „Das wird man allerdings den weiteren Untersuchungen noch vorbehalten müssen“, ergänzt Specht. „Da wird die Kriminalistik noch einige Arbeit leisten müssen.“ Nur so könne man die genauen Giftstoffe finden und analysieren und schließlich die genaue Todesursache ermitteln.

Verwendete Quellen: Eigene RTL-Recherche und dpa