Gericht verhandelt perfiden Fall
Giftspritze sorgt für fleischfressende Infektion – wollte ein Arzt SO sein Erbe schützen?

Der Fall, der derzeit im Crown Court – also dem Amtsgericht – in Newcastle verhandelt wird, klingt wilder als so manches Krimi-Drehbuch. Ein Arzt soll dem Partner seiner Mutter eine Giftspritze verabreicht und so eine fleischfressende Infektion ausgelöst haben – nur, um sein Erbe zu retten.
Dieser Fall ist „seltsamer als die Fiktion”
„Manchmal, vielleicht gelegentlich, ist die Wahrheit wirklich seltsamer als die Fiktion“, sagt auch Staatsanwalt Peter Makepeace, als er am 3. Oktober die Anklage gegen den Allgemeinmediziner Thomas K. (53) eröffnet. Wie The Guardian schreibt, werde der 53-Jährige des versuchten Mordes an Patrick O., dem Partner seiner Mutter, beschuldigt. Thomas K. soll ihn demnach als potenzielles Hindernis in Sachen Erbschaft gesehen haben.
Mit derartigen Mordmotiven dürfte die Staatsanwaltschaft vertraut sein, doch der Plan, mit dem der Mediziner vorging, sei selbst in den Augen der Staatsanwaltschaft ein besonders dreister gewesen.
Perfider Mordplan beinhaltete Verkleidung und gefälschte Dokumente
Was war geschehen? Wie es heißt, habe Thomas K. unter anderem einen „absolut überzeugenden“ Brief verfasst, dessen vermeintlicher Absender der National Health Service (kurz NHS) – also der britische Gesundheitsdienst – war. In diesem habe der Mediziner seinem Opfer erklärt, dass man ihm aufgrund seines Alters einen Hausbesuch für eine Corona-Impfung abstatten würde.
Für die Tat soll sich Thomas K. dann außerdem derartig verkleidet haben, sodass weder seine Mutter, noch dessen Partner ihn erkennen konnten. Zusätzlich habe er dem Bericht zufolge falsche Nummernschilder verwendet und unter falschem Namen in einem Hotel eingecheckt.
Fleischfressende Infektion: Vermeintliche Impfung war eine Giftspritze
Im Haus seiner Mutter angekommen, habe der Mediziner seinem Opfer dann die vermeintliche Impfung verabreicht, die bei Patrick O. jedoch „furchtbare Schmerzen“ verursacht haben soll. Mit der Erklärung, dass dies ganz normal sei, habe sich der Täter verabschiedet.
Am nächsten Tag, so heißt es weiter, war der Arm des Opfers jedoch voller Blasen und verfärbt. Ärzte hätten später herausgefunden, dass Patrick O. an einer seltenen, aber lebensbedrohlichen Krankheit leidet: nekrotisierende Fasziitis. Dabei handelt es sich laut Helmotz Zentrum für Infektionsforschung um „die schwerwiegendste Form eines durch Bakterien vermittelten Gewebeabsterbens”. Spezialisten hätten infolgedessen in wiederholten Eingriffen große Teile des Armfleisches des Opfers entfernen müssen.
Angeklagter bestreitet Mord-Absicht
Während der Ermittlungen habe man Thomas K. ein „zutiefst beunruhigendes, an Besessenheit grenzendes Interesse“ an Giften und deren Verwendung zum Töten von Menschen nachweisen können.
Thomas K. selbst bestreite die Anklagen des versuchten Mordes oder der vorsätzlichen Verursachung schwerer Körperverletzung. Er gebe jedoch zu, seinem Opfer schädliche Substanzen verabreicht zu haben. Er habe Patrick O. damit jedoch nur „leichte Schmerzen oder Beschwerden“ zufügen wollen, heißt es. Die Staatsanwaltschaft hingegen gehe davon aus, dass der Angeklagte versucht habe, den Partner seiner Mutter zu ermorden. Der Prozess werde laut The Guardian fortgesetzt. (vho)