Verein feiert 30. Geburtstag„Manchmal war es schwierig mit dem Essen” – für Kiara war „Die Arche” die Rettung

Kiara Pohle
Kiara Pohle ist dem Verein „Die Arche” sehr dankbar
RTL

Wie anders wäre Kiaras Leben verlaufen, wenn sie nicht „Die Arche” gehabt hätte?
Seit 30 Jahren bietet „Die Arche“ Kindern einen Ort, an dem sie gesehen, gestärkt und satt werden – im wahrsten Sinne des Wortes. Und eins von diesen Kindern ist Kiara. Sie kam als Kleinkind zur Arche – heute, mit Anfang zwanzig, arbeitet sie selbst dort. Die Berlinerin hat dem Verein nicht nur einen Job zu verdanken, sondern so viel mehr.

„Die Arche” beginnt als kleines Streetwork-Projekt

Am 25. November 1995 wurde das christliche Kinder- und Jugendwerk „Die Arche” von Bernd Siggelkow in Berlin-Hellersdorf gegründet. Was einst als kleines Streetworker-Projekt begann, um vernachlässigte Kinder von der Straße zu holen, hat sich zu einer der größten sozialen Organisationen in Deutschland entwickelt. Bundesweit gibt es mittlerweile 35 Standorte, an denen insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche kostenlose Hilfe erhalten und gefördert werden.

Verein wird für tausende Kinder zum Zuhause

Dort, wo alles begann, in Berlin-Hellersdorf, trifft RTL zu diesem Anlass Kiara Pohle. Die junge Frau hat eine ganz besondere Verbindung zur Arche. Sie erinnert sich auch heute noch gut an ihre ersten Jahre in dem Haus. „Ich bin mit zwei Jahren in die Arche gekommen, durch meine große Schwester“, sagt sie im Gespräch. Die Familie sei oft zum Essen gekommen, ihre Mutter habe sie im Kleinkinderbereich abgegeben. Zuhause aber wurde das Leben kompliziert: Die Eltern trennten sich, später hatte die Mutter einen neuen Partner, Drogenabhängigkeit und psychische Belastungen prägten den Alltag. „Es war ein bisschen schwierig manchmal“, sagt sie leise. Dennoch betont sie, dass ihre Mutter sie liebt und immer versuchte, das Beste zu geben, auch wenn es in der Vergangenheit nicht immer klappte: „Aber wir hatten ja die Arche.“

Kiara spielt mit einem Ball
Kiara kommt als Zweijährige zu „Die Arche”
Privat

Die Einrichtung wird für Kiara zu einem sicheren Ort: warmes Essen, Menschen, die an sie glauben, Kleidung aus der „Schatzkiste“, Lebensmittelpakete am Monatsende. Zum Glück gibt es das, denn: „Manchmal war es auch schwierig mit dem Essen am Ende des Monats“, erinnert sie sich. In der Arche habe sie jedoch immer gewusst, dass sie satt wird – und gesehen wird. „Die Liebe, die zu Hause vielleicht ein bisschen gefehlt hat, habe ich hier bekommen.“ Heute sind ihre Mutter und ihr Stiefvater clean, die Familie stabilisiert sich.

Über „Die Arche” sagt Kiara rückblickend: „Vielleicht wäre ich auch mit 14 oder 15 schwanger geworden. Ich würde keinen Beruf haben. Ich wäre einfach ganz woanders.“ Ihren Charakter habe die Arche geprägt, ihre Resilienz komme von den Mitarbeitenden, die sie begleitet haben. Bernd Siggelkow, Gründer der Arche, kennt Kiara seit zwei Jahrzehnten. Er erinnert sich an die Anfänge, als sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern in die Einrichtung kam. „Die anderen Kinder kenne ich alle schon vom Mutterleib an.“

Kiara mit bunter Farbe
„Die Arche” ist für viele Kinder eine wichtige Anlaufstelle.
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„Die Arche”-Gründer Bernd Siggelkow und Kiara machen einen Deal

Inzwischen sind Bernd Siggelkow und Kiara Kollegen. Beide haben nämlich einen besonderen Deal vereinbart, wie er erzählt: „Ich habe Kiara vor zwei Jahren gesagt: Wenn du deinen Schulabschluss schaffst, dann werde ich dich in der Arche einstellen.” Im September 2024 ist es dann so weit: Kiara hat den Schulabschluss in der Tasche. Dass das geklappt hat, erfüllt Siggelkow mit Stolz.

Kiara Pohle und Bernd Siggelkow reden miteinander
Kiara Pohle und Bernd Siggelkow kennen sich seit 20 Jahren
Privat

Für Kiara ist „Die Arche” mehr als ein Verein. Es ist ihr Zuhause geworden, der Ort, an dem sie angekommen ist und wo sie auch begraben werden möchte. „Vor ein paar Wochen lief sie über den Hof mit ein paar Kindern, sie kam zu mir und hat gesagt: ‘Bernd, eines Tages möchte ich unter diesem Stein beerdigt werden’”, erinnert sich der Arche-Gründer.

Liebe, Geborgenheit, Glaube an sich selbst: Das will Kiara den Kindern bei „Die Arche” mitgeben

Kiara ist aufgrund ihrer Vergangenheit eine besonders empathische Mitarbeiterin, denn sie weiß, was die Kinder durchmachen, die zur Arche gehen. Siggelkow erzählt von einer Situation aus dem letzten Kindercamp, die ihn besonders bewegt habe: Einige Kinder hatten Läuse, Mitarbeitende wollten die betroffenen Kinder nicht mit zur Arche bringen. „Und dann kam Kiara zu mir und hat gesagt: ‚Du, Bernd, das geht doch nicht, dass wir die Kinder nicht mitnehmen. Wenn ihr mich nicht mitgenommen hättet, als ich Läuse hatte, wäre ich nie mit ins Camp gekommen.’” Sie habe angeboten, jedem Kind die Läuse zu entfernen. Für Siggelkow ist das ein Sinnbild ihrer Haltung: „Sie versteht unsere Kinder, weil sie ein Teil von ihnen war.“

Rund 11.000 Kinder betreut „Die Arche” heute täglich, seit der Gründung 1995 waren es etwa 100.000. Geschichten wie die von Kiara zeigen, was diese Arbeit bewirken kann – über Generationen hinweg. In einem „Nachtjournal Spezial” um 00.25 Uhr spricht Bernd Siggelkow über sein Herzensprojekt „Die Arche.” Nach Ausstrahlung kann die Sendung auf RTL+ gestreamt werden.

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Kiara spielt mit Seifenblasen
Kiara will anderen Kindern als Erwachsene nun auch eine schöne Kindheit schenken
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Was Kiara den Kindern mitgeben möchte? „Liebe. Geborgenheit. Ich möchte an sie glauben.“ „Ich habe Hoffnung, dass aus ihnen etwas wird. Und ich möchte ihnen zeigen, dass sie hier richtig sind.“

Verwendete Quelle: eigene RTL-Recherche