Zoff wegen Hoppel-Direktive
Mercedes-Teamchef Wolff wirft Konkurrenz "politische Spiele" vor

Sicherheit geht vor im Highspeed-Sport Formel 1 – darin sind sich Fahrer und Verantwortliche eigentlich einig. Nicht jedoch wenn es um das Thema „Bouncing“ geht. Die Diskussion um die vom Hoppeln der Autos ausgehenden Gesundheitsrisiken für die Fahrer wird zum Zoff-Thema in der Königsklasse. Und erneut kracht es zwischen Mercedes und Red Bull.
Red Bull sieht keinen Handlungsbedarf
„Das ist ein Sport, bei dem du versuchst, einen Wettbewerbsvorteil zu behalten oder zu bekommen, aber in dieser Situation geht es klar zu weit“, wetterte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Es gebe Kollegen, „die versuchen, das Gesagte zu manipulieren, um den Wettbewerbsvorteil zu behalten, und versuchen, politische Spiele zu spielen.“ Namen nannte er nicht.
Doch wer gemeint war, ist jedem im Fahrerlager klar: die Red-Bull-Verantwortlichen Christian Horner und Helmut Marko. „Es wäre unfair, nach der Hälfte des Jahres eine Regelungsänderung zu haben, weil ein Team sein Ziel verfehlt“, hatte Bullen-Boss Horner betont. Er sehe nur ein Auto, das Probleme habe. Gemeint war der Mercedes. „Es gibt keinen Handlungsbedarf. Wer ein Problem hat, soll sein Auto höhersetzen“, gab Motorsportberater Marko dem Teamchef Rückendeckung.
Vestappen: "Es gibt viele Sportarten, bei denen du deinen Körper schädigst"
RB-Star Max Verstappen vertrat gar die Meinung: „Es gibt viele Sportarten, bei denen du deinen Körper schädigst. Und wenn du mal deine Karriere beendest, bist du nicht mehr wie mit 20. So ist es einfach.“ Fußballer hätten halt Probleme mit den Knien. „Wir sollten nicht überdramatisieren, was im Moment passiert“, befand der WM-Führende.
Doch das Meinungsbild unter seinen Fahrerkollegen ist ein anderes. Deswegen wandten sie sich an den Internationalen Automobilverband FIA. Grund: Das gefährliche Hoppeln der Autos, das durch das neuen Aerodynamik-Konzept entsteht, schüttelte die Piloten mächtig durcheinander - und das gerade dort, wo sie am schnellsten unterwegs sind.
RTL-Reporter erklärt die Folgen der Regeländerung
Ärzte und Sportwissenschaftler warnen
„Im Interesse der Sicherheit“ verlangt die FIA von den Rennställen, „dieses Phänomen zu reduzieren oder zu beseitigen“. Diese Entscheidung sei „nach Rücksprache mit den Ärzten“ gefallen, teilten die Regelhüter den Teams in einer Technischen Direktive mit. Ärzte und Sportwissenschaftler warnen vor Schäden an der Wirbelsäule und Gehirnerschütterungen mit langfristigen Folgen, wenn Fahrer zu häufig derartigen Kräften ausgesetzt sind.
Die Fahrer selbst klagen über Schmerzen während des Rennens und Probleme bei der Wahrnehmung hinterm Steuer. „Es kann nicht sein, dass wir Fahrer kurz- oder langfristige Schäden davontragen“, betonte Sebastian Vettel und ergänzte: „So können wir ja nicht vier, fünf Jahre weiterfahren. Die Gesundheit geht vor Leistung.“ Bei seinem ehemaligen Rennstall Red Bull sieht man das aber offenbar ganz anders. (dpa/wwi)