Gesellschaft für deutsche Sprache hat entschieden„Zeitenwende“ ist das „Wort des Jahres“ 2022

ILLUSTRATION - "Zeitenwende" ist das "Wort des Jahres 2022", wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt gab (Illustration mit Scrabble-Buchstaben). Mit dieser Aktion kürt die GfdS seit 1977 regelmäßig Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat das Wort "Zeitenwende" ausgewählt.
Frank Rumpenhorst, picture alliance, dpa

Das Wort des Jahres 2022 ist „Zeitenwende“. Das hat die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden am 9.12. verkündet. Jedes Jahr werden Begriffe gekürt, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nach Ansicht der Jury sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.

Übergang in eine neue Ära - Bundeskanzler verwendete das Wort

Die großen Krisen schlagen sich auch in der Wahl zum „Wort des Jahres“ nieder. Am Ende setzt sich ein Begriff durch, der in engem Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine steht. Die Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache. Das keineswegs neue Wort, das speziell für den Beginn der christlichen Zeitrechnung, in allgemeinerer Bedeutung auch für jeden beliebigen Übergang in eine neue Ära stehe, wurde in diesem zweiten Sinne prominent von Bundeskanzler Scholz verwendet, so die Mitteilung der Gesellschaft. Der russische Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 markiere eine „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinentes“. Bundespräsident Steinmeier sprach im gleichen Zusammenhang von einem „Epochenbruch“.

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Die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik habe sich völlig neu ausrichten müssen. Verhältnisse zu anderen internationalen Partnern wie China seien gleichfalls kritisch beleuchtet worden. Bei vielen Menschen habe auch eine emotionale Wende stattgefunden, argumentieren die Sprach-Experten. Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa, gar vor einem dritten Weltkrieg seien vielfach zu spüren gewesen.

Das sind die Wörter des Jahres 2022:

  1. Zeitenwende

  2. Krieg um Frieden

  3. Gaspreisbremse

  4. Inflationsschmerz

  5. Klimakleber

  6. Doppel-Wumms

  7. neue Normalität

  8. 9-Euro-Ticket

  9. Glühwein-WM

  10. Waschlappentipps

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Bedeutsamkeit und Popularität entscheidend

Bei der Aktion werden regelmäßig Begriffe ausgewählt, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland nach Ansicht der Jury in einem Jahr sprachlich besonders bestimmt haben. Diesmal gingen mehr als 2.000 Einsendungen ein.

Für einen Platz auf der Liste der „Wörter des Jahres“ ist nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache nicht die Häufigkeit entscheidend, sondern die Bedeutsamkeit und Popularität. Die ausgewählten Wörter und Wendungen seien mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden, erläuterten die Sprachwissenschaftler. Erstmals war das „Wort des Jahres“ 1971 gekürt worden („aufmüpfig“), seit 1977 wird es jedes Jahr gewählt.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache mit Sitz in Wiesbaden und wird von Bundesregierung und Kultusministerkonferenz gefördert. Der 1947 gegründete, gemeinnützige Verein bietet unter anderem auch Sprachberatung bei Fragen rund um Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung an.

2021 war „Wellenbrecher“ das „Wort des Jahres“. Das aus dem Küstenschutz und Schiffbau bekannte Wort wurde als Sammelbegriff für alle Schutzmaßnahmen benutzt, um die vierte Corona-Welle zu brechen.

Das waren die bisherigen "Wörter des Jahres"

  • 2020: Corona-Pandemie

  • 2019: Respektrente

  • 2018: Heißzeit

  • 2017: Jamaika-Aus

  • 2016: postfaktisch

  • 2015: Flüchtlinge

  • 2014: Lichtgrenze (zum Mauerfall-Jubiläum in Berlin)

  • 2013: GroKo

  • 2012: Rettungsroutine

  • 2011: Stresstest

  • 2010: Wutbürger

  • 2009: Abwrackprämie

  • 2008: Finanzkrise

  • 2007: Klimakatastrophe

  • 2006: Fanmeile

  • 2005: Bundeskanzlerin

  • 2004: Hartz IV

  • 2003: das alte Europa

  • 2002: Teuro

  • 2001: der 11. September

  • 2000: Schwarzgeldaffäre

  • 1999: Millennium

  • 1998: Rot-Grün

  • 1997: Reformstau