Welches System dahinterstecktTierschützer warnen: Darum sollten Sie niemals XL-Eier kaufen

Eier gibt es im Supermarkt, auf regionalen Wochenmärkten und bei Bauern in unterschiedlicher Form und Farbe: Von kleinen S-Eiern bis hin zu XL-Eiern in Übergröße hat der Kunde die freie Wahl. Doch wie die großen und schweren XL-Eier, die ca. sechs Prozent des Körpergewichts einer Henne ausmachen, überhaupt entstehen, wissen die meisten nicht.
Jenifer Breit ist Tierschutz-Aktivistin und rettet gemeinsam mit 45 anderen Freiwilligen Legehennen aus einem Stall. Warum sie das mitten in der Nacht tun, ob das legal ist und wo die Hühner dann hinkommen, erfahren Sie im Video.
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Die Nutzungsdauer der Hennen wird verlängert

Allgemein gilt: Je jünger die Hennen, desto kleiner die Eier. Dem Tierschutzverein „Rettet das Huhn e. V.“ zufolge produzieren Legehennen fast täglich ca. 70 Gramm schwere Eier - das entspricht Größe L. In den meisten Fällen werden die Tiere nach ungefähr einem Jahr geschlachtet, nicht jedoch die, die XL-Eier produzieren sollen. Ihre Nutzungsdauer werde verlängert, indem sie in eine Zwangsmauser gebracht werden.

Während dieser Zwangsmauser bekommen die Hennen vier Stunden am Tag Licht und nur in dieser Zeit Hafer und Kalk zu fressen. Dadurch verfällt der Körper der Tiere in einen Notfallmodus, sie produzieren keine Eier mehr und verlieren ihre Federn. Wenn dieser Status erreicht ist, bekommen die Hennen wieder mehr Licht und Futter, wodurch ihnen wieder ein Federkleid wächst und die Eierproduktion wieder beginnt. Dann sind die Federtiere in der Lage, noch größere Eier zu produzieren: XL-Eier mit einem Gewicht von bis zu 85 Gramm. „Nach dieser Tortur, die viele Tiere nicht überleben, bleiben die Hennen noch weitere 6-8 Monate im Betrieb“, erklärt „Rettet das Huhn e. V.“ auf seiner Webseite.

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Mauser wird im Stall künstlich herbeigeführt

Auf natürlichem Wege setzt die erste Mauser bei Hennen in den ersten 15 bis 18 Monaten ein – meist im Winter, wenn weniger Licht und Futter vorhanden sind. Dann erneuert sich ihr Federkleid. Alle Federn fallen nach und nach aus und neue sprießen nach. „Die Mauser dient ausschließlich dem Tierwohl, da die Tiere währenddessen neues Gefieder entwickeln und sich der Legeapparat erneuert, was auch zu einer besseren Schalenqualität des Eies führt“, sagt Oskar Burmann vom Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft in einem Statement gegenüber RTL. Im Stall könne eine Mauser künstlich eingeleitet und vom Halter kontrolliert werden, indem das Stallklima und Lichtverhältnisse angepasst werden.

Eine Mauser könne vom Halter jedoch nicht beliebig durchgeführt werden, so Burmann weiter. „Alle Legehennenhalter, die ihre Eier an den Lebensmitteleinzelhandel liefern, müssen jede Mauser an den Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e. V. melden und sicherstellen, dass die gesamte Mauser unter Aufsicht eines Veterinärmediziners geschieht.“

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Was heißt das für Verbraucher?

"Hennen können die Eier in Übergröße nur nach der Mauser produzieren. Da durch die unnatürlichen Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung bei ihnen nur teilweise und vor allem nicht gleichzeitig eine natürliche Mauser einsetzt, gehen die meisten Betriebe so vor", erklärt Ellen Maria Ernst. Sie ist die Vorstandsmitglied von „Rettet das Huhn e. V.“

"Da die Nachfrage nach den XL-Eiern immer mehr steigt, gehen sogar immer mehr kleine Betriebe zur Zwangsmauser über. Trotzdem gibt es Betriebe, die auf die natürliche Mauser warten - oder eben gar nicht erst XL-Eier produzieren", beschreibt sie.

Für Verbraucher sei nicht ersichtlich, welche XL-Eier auf natürliche Weise und ohne Extra-Qualen produziert wurden. Um auf der sicheren Seite zu sein gilt also: Auf den Kauf der übergroßen Eier verzichten! Was der Stempel auf den Eiern bedeutet und woran Sie Eier aus Freilandhaltung erkennen, erklären wir hier.