Kein Weg zurück für den Kult-Wrestler

WWE-Legende Undertaker überrascht mit Versprechen

Der Undertaker blickt auf 30 bewegte Jahre im Ring zurück.
Der Undertaker blickt auf 30 bewegte Jahre im Ring zurück.
2023 WWE
von Christian Bruns

Wenn am ersten April-Wochenende die bedeutendste WWE-Show des Jahres über die Bühne geht, müssen die Zuschauer auf einen ihrer größten Helden verzichten. Der Undertaker (gebürtig: Mark Calaway) hat „WrestleMania“ mit seinen düsteren Auftritten über drei Jahrzehnte geprägt. Doch mittlerweile hat der Kult-Wrestler seine Stiefel an den Nagel gehängt – und kürzlich in einem Interview allen Fans, die auf das Comeback hofften, eine niederschmetternde Absage erteilt.

Geheimnisvolle Undertaker-Aura

„Nein, ich werde bei meinen Auftritten nicht mehr den Hut und den Mantel tragen“, versicherte der 58-Jährige im Gespräch mit „BT Sport“. Damit meint Calaway das Totengräber-Kostüm, das seit 1990 neben der Orgelmusik den einzigartigen Charme der Ring-Einzüge ausgemacht hat.

Während seiner aktiven Zeit bei WWE verschwand die Privatperson Mark Calaway komplett hinter der Kunstfigur, die er in der Öffentlichkeit darstellte. Persönliche Interviews, Meet & Greets mit Fans oder Social-Media-Auftritte – das alles blieb tabu, um die geheimnisvolle Undertaker-Aura zu wahren.

Nach 30 Jahren kam ein Abschied ohne Publikum

Die Hingabe für seinen Job machte ihn zu einem der berühmtesten Wrestler weltweit. Calaways Debüt als finsterer Totengräber im Herbst 1990 folgten in den nächsten 30 Jahren über 2.300 Kämpfe und unzählige weitere Fernsehauftritte. Auch in Deutschland sorgte der Undertaker mit Kollegen wie Bret „Hitman“ Hart, Dwayne „The Rock“ Johnson und später John Cena für volle Arenen.

Der gebürtige Texaner gewann vier Mal den WWE-Champion-Titel und landete bei „WrestleMania“ zwischen 1991 und 2013 eine einmalige Siegesserie mit 23:0 Erfolgen. Als ihn schließlich der frühere Mixed-Martial-Arts-Fighter Brock Lesnar im April 2014 bei „WrestleMania XXX“ bezwingen konnte, stand die Wrestling-Welt still.

Im Herbst seiner Karriere kämpfte Calaway gegen zahlreiche Verletzungen an. Den richtigen Zeitpunkt für den Rückzug zu finden, fiel ihm dennoch schwer. Dann kam der 22. November 2020 – und auf den Tag genau 30 Jahre nach seinem ersten Auftritt veranstaltete WWE wieder den jährlichen Event „Survivor Series“.

Es war der perfekte Momente für den Abschied – auch wenn in der Hochphase der COVID-19-Pandemie die Menschen in der Halle fehlten. Anstelle des Live-Publikums prangten zu dieser Zeit riesige LED-Screens um den Ring. Registrierte Fans konnten sich von Zuhause zuschalten und so zumindest virtuell dabei sein.

Calaway halfen diese ungewöhnlichen Umstände bei seinem Abgesang: „Ich wollte weiter meinen Charakter verkörpern und auf keinen Fall weinen. Wäre die Halle voll mit Leuten gewesen, dann hätte ich das nicht hinbekommen. Am liebsten wäre ich sowieso nicht zurückgetreten.“

Die Hingabe für seinen Job machte Undertaker zu einem der berühmtesten Wrestler weltweit.
Die Hingabe für seinen Job machte Undertaker zu einem der berühmtesten Wrestler weltweit.
2023 WWE
Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Die Undertaker-Figur gehört der Vergangenheit an

Erst auf der Karriere-Zielgeraden ließ der unnahbare Wrestler mehr und mehr hinter die Fassade blicken. In der Dokumentation „The Last Ride“ offenbarte Calaway seine privaten Geheimnisse: Verheiratet mit Ex-Wrestlerin Michelle McCool, lebt er in Texas ein echt amerikanisches Leben. Im Mittelpunkt stehen Tochter Kaia (10) und Adoptivsohn Kolt (3). Neben Familie und Kirche liebt Calaway Waffen, Whisky und bis heute das Wrestling.

Als der Undertaker im Januar anlässlich des 30. Geburtstags der wöchentlichen WWE-Fernsehshow „Raw“ seinen ersten Auftritt seit dem Rücktritt machen sollte, überraschte er sogar die Chefs der Liga.

„Sie hatten eigentlich eine andere Vorstellung. Bei WWE waren sie fest davon überzeugt, dass ich als der alte Undertaker auftrete – mit Hut und Mantel. Doch ich sprach mich klar dagegen aus.“ Der Vorhang sei gefallen und nun gäbe es keinen Weg zurück, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Statt behäbig, in Nebelschwaden gehüllt zum Ring zu schreiten, brauste Calaway an diesem Abend mit einem Motorrad in die Arena und ließ keinen Zweifel daran, dass der „Deadman“ endgültig tot ist.

Düstere Auftritte machten den Undertaker weltberühmt.
Düstere Auftritte machten den Undertaker weltberühmt.
2023 WWE

Calaway bleibt den Fans verbunden

„In meinem Kopf und in meinem Herzen gibt’s nichts, was ich lieber tun würde, als im Ring zu performen. Nur mein Körper gibt mir zu verstehen, dass es für mich gelaufen ist“, gab der WWE-Hall-of-Famer erst kürzlich zu.

Mittlerweile hat Calaway einen weniger schmerzhaften Weg gefunden, mit seinen Anhängern in Kontakt zu bleiben und präsentiert einmal im Monat sein eigenes Bühnenprogramm. In der „1 deadMAN Show“ erzählt der Wrestling-Rentner viele amüsante Anekdoten und berührende Geschichten aus seiner Zeit in der Showkampf-Branche.

Genau das macht der glückliche Familienvater schon bald wieder in Los Angeles, am Tag vor „WrestleMania“. Am 1. und 2. April überlässt er das Rampenlicht dann allerdings der neuen WWE-Generation. Jeweils über 70.000 Zuschauer werden im SoFi Stadium Stars wie Cody Rhodes, Roman Reigns, Charlotte Flair oder Becky Lynch bejubeln oder ausbuhen. Und der Undertaker wird an den beiden Abenden in der Erinnerung weiterleben.