Prozess gegen Erzieherinnen beendet

Misshandlungen in bayerischer Kita: Urteil gefallen

ARCHIV - 08.04.2024, Bayern, Würzburg: Im Sitzungssaal am Landgericht in Würzburg eröffnet der Vorsitzende Richter Schuster das Verfahren gegen die beiden Angeklagten (l und r). Das Landgericht Würzburg verhandelt gegen zwei frühere Erzieherinnen einer Kita in Unterfranken wegen möglicher Misshandlungen von Kindern. Die Taten sollen sich laut Staatsanwaltschaft in einer Einrichtung im Landkreis Würzburg zwischen September und Dezember 2021 ereignet haben. (zu dpa: «Gewalt in der Kita - Gutachter hält Angeklagte für schuldfähig») Foto: Heiko Becker/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Prozess gegen Kita-Erzieherinnen in Würzburg
dpa, Heiko Becker

Dieser Fall hatte bundesweit Empörung ausgelöst!
Vor den Augen einer Vorgesetzten soll eine Kita-Erzieherin mehreren Kindern Gewalt angetan haben. Jetzt wurde das Urteil gefällt: Während eine der beiden Angeklagten mit einer Geldstrafe davonkommt, erhielt die andere eine Bewährungsstrafe sowie eine Geldbuße.

„Mütter machten sich Vorwürfe, obwohl sie nichts falsch gemacht haben“

Stephanie N. wurde zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 50 Euro verurteilt. Ihre ehemalige Kollegin Anna-Lena S. erhielt unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung. Zudem wurde sie zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro an den deutschen Kinderschutzbund verpflichtet.

Der Richter begründete sein Urteil: „Wenn wir unsere kleinen hilf- und wehrlosen Kinder in Betreuung geben, dann müssen wir vertrauen.“ Die Eltern würden sich folgenden Frage stellen: Wir habe nicht nur den falschen Menschen vertraut, sondern man hat auch das Gefühl, die eigenen Kinder verraten zu haben. Die Mütter selbst hätten sich Vorwürfe gemacht, dabei habe keine von ihnen etwas falsch gemacht.

Zum Zeitpunkt der Verbrechen herrschte im Kinderhaus kein Klima des Vertrauens, führte er aus. Es habe kein kollegiales Miteinander gegeben. Stattdessen wurde getratscht und gemobbt. Die beiden Erzieherinnen bezeichnete er als „psychisch nicht unauffällig“.

Würzburg: Kind zum Essen gezwungen, Junge aus Hochbett gerissen

Die Taten in einer Einrichtung im Landkreis Würzburg haben sich laut Anklage zwischen September und Dezember 2021 ereignet. Von den Übergriffen sollen vier Kinder im Alter zwischen einem und zwei Jahren betroffen gewesen sein.

Lese-Tipp: Misshandlungen in bayerischer Kita? - Eltern: „Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann“

Der 31 Jahre alten Angeklagten hatte die Staatsanwaltschaft unter anderem Körperverletzung, Nötigung und Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Ihre Kollegin (37) war wegen Unterlassens angeklagt.

Kita-Personal wurde komplett ausgetauscht

Die 31-Jährige soll unter anderem ein kleines Mädchen zum Essen gezwungen haben, bis es sich erbrochen habe. Einen Jungen (3) soll die Frau zur Strafe brutal aus einem Hochbett gerissen haben - er habe einen großen Bluterguss über einem Auge erlitten.

Die Taten der Horror-Erzieherin bleiben offenbar nur so lange unentdeckt, weil die Gruppenleiterin weder Eltern noch Kita-Leitung informiert haben soll. Sie musste sich daher wegen Unterlassung vor Gericht verantworten.

Nach Bekanntwerden der Missstände wurde die Kita umgebaut. Außerdem wurde das gesamte Team der Einrichtung ausgetauscht.