„Vielleicht habe ich kein Später mehr“

WM-Heldin packt aus: So hat mich der Krebs-Schock verändert

ARCHIV - 01.09.2021, NA, Berlin: Elena Semechin (geb. Krawzow) feiert ihre Goldmedaille über 100 Meter Brust bei den Paralympics in Tokio.  (zu dpa: «Para-Schwimmerin Semechin warnt vor Mittelkürzungen im Sport») Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Elena Semechin ist eine sehr erfolgreiche Parasportlerin (Archivbild).
dpa, Marcus Brandt

Die tödliche Krankheit hinterließ tiefe Spuren!
Elena Semechin (29) hat Unglaubliches geleistet: Die Parasportlerin schwamm bei mehreren Großereignissen zu Medaillen – trotz ihrer Krebserkrankung und der harten Chemotherapie. Doch nach der schweren Zeit ist die Schwimmerin eine andere Person.

Elena Semechin hatte große Angst

„Ich bin gelassener geworden. Und ich lebe bewusster“, sagt sie in einem Interview mit dem rbb. „Früher habe ich Dinge gerne auf später verschoben. Das gibt es jetzt nicht mehr. Ich denke mir: Vielleicht habe ich kein Später mehr, ich muss im Jetzt leben und die Dinge, die mich wirklich interessieren, jetzt machen.“ Nach der notwendigen OP war Semechin heilfroh, dass alles gut ausgegangen ist. Sie gesteht aber: „Ich hatte allerdings Angst, alles, was ich mir über die Jahre aufgebaut habe, zu verlieren.“

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Semechin weiter: „Deswegen dachte ich: ‘Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du gehst deinen Weg und kämpfst dich durch die Chemo und kämpfst für das, was dich erfüllt und was du dir erarbeitet hast. Oder du bleibst zu Hause und erholst dich’ – was ja auch okay wäre. Aber dann wäre es das wahrscheinlich gewesen und ich hätte den Anschluss nicht mehr gefunden. Dann habe ich mich ganz klar für den ersten Weg entschieden.“

Schwimmerin holte sich Gold bei der WM

Diese Entscheidung bereut sie definitiv nicht! Denn trotz ihres Gehirntumors feierte sie viele Erfolge: Die Paralympicssiegerin von 2021 holte zuletzt Anfang August bei den Weltmeisterschaften in Manchester Gold über 100 Meter Brust – und ihren ersten großen Titel seit dem Krebs-Schock. Erst wenige Monate zuvor beendete Semechin ihre Chemotherapie und intensivierte ihr Training.

Das seit der OP im November 2021 begonnene Märtyrium der sehbehinderten Schwimmerin nahm aber auch zu diesem Zeitpunkt kein Ende. Vor den Para-Titelkämpfen in Großbritannien gestand sie: Sie quälte sich jeden Tag im Training und hatte sogar Panikattacken. (nlu)