Schwere Betrugs-Vorwürfe

Tennis: Top-50-Spieler sollen Matches absichtlich verloren haben

 Tennis - Wimbledon Day 5 1st July 2022 - Tennis - Wimbledon Day 5 - Nikoloz Basilashvili GEO serves to Tim Van Rijthoven NED during their Gentlemen s Singles 3rd Round match - Photo: Simon Stacpoole / Offside. London UK *** Tennis Wimbledon Tag 5 1. Juli 2022 Tennis Wimbledon Tag 5 Nikoloz Basilashvili GEO schlägt gegen Tim Van Rijthoven NED während ihres Herreneinzelspiels in der dritten Runde auf Foto Simon Stacpoole Offside London UK PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xSimonxStacpoolexOffside
Nikoloz Basilashvili
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Dieser Betrugsvorwurf erschüttert die Tennis-Welt. Zwei Top-Spieler sollen in Wettbetrügereien verwickelt sein. Das belegen ZDF-Recherchen. Demnach sollen der Georgier Nikoloz Basilashvili (Nummer 28 der Weltrangliste) und Aslan Karatsev (Nr. 35) aus Russland in so genanntes „matchfixing“, also Sportbetrug, verwickelt sein. Die Spur führt zu einem gemeinsamen Trainer.

Belarussischer Trainer von Kollege schwer belastet

Dem weißrussischen Trainer Yahor Yatsik wird vorgeworfen, in der Vergangenheit mindestens zwei Spielern Geld angeboten zu haben, um Tennismatches zu verschieben. Das geht aus dem ZDF vorliegenden Ermittlungsakten des Tennisweltverbandes ITF hervor. Yatsik coachte sowohl Basilashvilli (2013) als auch Karatsev (2018-2021).

Ein derzeit aktiver anderer osteuropäischer Trainer belastet Yatsik im ZDF: „Er ist seit Jahren involviert im Wettbetrug, arbeitet mit Leuten zusammen, die mit Matchfixing in Russland und Osteuropa zu tun haben“, so der Trainer, der in der Berichterstattung unerkannt bleiben will.

Und weiter: "Er hat immer viel Geld bei sich, ist auf der Tour unterwegs und sucht nach jungen Spielern oder Spielerinnen, die Probleme haben. Finanzielle oder mentale. Die er leicht überzeugen kann mit Geld."

Ermittlungen verlaufen im Sand

Der Trainer weiß, dass Yatsik engen Kontakt zu beiden Top-Spielern pflegte. "Yatsik hat mit beiden Spielern eng zusammengearbeitet, hat sie jahrelang beobachtet. Sie sind beide unglaublich talentierte Spieler. Aber sie hatten finanzielle Probleme am Anfang und auch große Schwächephasen, sind im Ranking abgerutscht. Jeweils in einem kritischen Moment in ihrer Karriere hat er sie angesprochen."

In der ZDF-Reportage geht es um fünf mutmaßlich verschobene Matches mit ungewohnt hohen Wettausschlägen – in alle fünf war der Russe Karatsev involviert. Zwei davon fallen außerdem in den Zeitraum, in dem er mit dem Trainer Yatsik zusammengearbeitet hat. Ein Doppel 2019 in Finnland und ein Doppel 2020 in Kasachstan – beide, bevor Karatsev den großen Durchbruch schaffte.

Besonders pikant: Trainer Yatsik und Spieler Karatsev wurden gemeinsam während der French Open 2020 von der französischen Polizei verhört, so berichtete im Mai die „l’Équipe“. Doch danach ist weiter nichts passiert.

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Auch in Deutschland manipuliert

Auch bei einem deutschen Turnier soll der Russe manipuliert haben – dem ATP-Turnier zuletzt in Stuttgart. Wieder bei einem Doppel. Es standen auffällig hohe Wetten auf eine Niederlage.

Karatsev ist für die Ermittler kein Unbekannter. Tom Mace, der Director Operations von Sportradar, der Monitoringfirma, die für den Weltverband den Wettmarkt überwacht, erklärt im ZDF: "Ich kann bestätigen, dass wir Matches von Aslan Karatsev analysiert haben, aufgrund unserer Verträge mit dem Weltverband und der ITIA kann ich aber keine Auskunft über spezielle Ergebnisse geben."

Doch die zuständige Weltbehörde schweigt, will sich zu Karasev und Yatsik gegenüber dem ZDF nicht äußern. Auch nicht zu der Frage, warum beide trotz der Ermittlungen in Frankreich nicht gesperrt sind. Wer aber lebenslang gesperrt ist, ist die ehemalige Freundin von Karatsev, Sofia Dmitrieva.

Ermittlungen sollen laufen

Die Spieler: schweigen! Karatsev gab dem ZDF zwar ein Interview, nahm seine Aussagen später aber wieder zurück. Russischen Medien zufolge läuft derweil gegen Basilashvillil ein Verfahren wegen Matchfixings bei der ITIA. Schließlich soll sein Erstrunden-Doppel in Wimbledon 2021 verschoben worden sein. Auch hier standen auffällig hohe Wettquoten auf eine Niederlage. Mehrere Wettanbieter und mit der Sache vertraute Personen bestätigten das dem ZDF. (lgr)