Was passiert, wenn ein Staat pleite ist?

epa02905604 Stains of paint thrown by protesters are seen next to the entrance to the Bank of Greece, the country's central bank in downtown Athens, Greece, 09 September 2011. Mass protests are expected over the weekend in the northern port city of Thessaloniki where the Prime Minister will unveil the economic policy for the coming period, amid pressure from the EU-IMF 'troika' for additional austerity measures. EPA/ORESTIS PANAGIOTOU  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bei Unruhen in Athen wurde auch die Fassade der griechischen Staatsbank mit Farbbeuteln beworfen.
dpa, Orestis Panagiotou

Kann ein Staat eigentlich pleite gehen? Und was passiert dann? Diese Fragen beschäftigen neuerdings nicht nur Politiker und Volkswirte, sondern auch ganz normale Menschen. Und das ist auch richtig, denn wenn ein EU-Staat wie Griechenland mit Euro-Währung in die Pleite rutschen sollte, dann wäre der Knall sehr weit zu hören. Wenn es dumm läuft, auch in der Nähe Ihrer Ersparnisse.

Ein Staat kann selbstverständlich pleite gehen. So etwas passiert immer wieder. Argentinien und Mexiko sind zwei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. Deutschland war bereits zwei Mal bankrott: 1923 als Spätfolge des 1. Weltkriegs und 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Staatsbankrott lässt sich grob in 15 Phasen aufteilen. Dann liegt die Wirtschaft eines Landes und oft auch das Land selbst am Boden. So geht es los:

Der Fahrplan in den Staatsbankrott

Die Staats-Pleite beginnt, wenn der Staat die Anleihen, die er regelmäßig auflegt, um seine laufenden Kosten zu decken, nicht mehr zurückzahlen kann . Die Gläubiger sind größtenteils Banken und Pensionsfonds.

1.Phase: Diese Gläubiger müssen auf ihr Geld verzichten.

2.Phase: Das Land bekommt deshalb auch keine neuen Kredite mehr, wird neue Anleihen nicht mehr los.

3.Phase: Die laufenden Ausgaben können nicht mehr bezahlt werden. Die Folge ist die ...

4.Phase: Vor allem Polizei, Feuerwehr, Krankenhaus-Personal und Teile des Behörden-Apparats bekommen noch ihr volles Salär.

5. Phase: Rentner, Arbeitslose, andere Staatsangestellte bekommen weniger oder auch gar kein Geld mehr. Es gibt immer weniger Geld für Straßen, Kindergärten, Schulen, Universitäten und so weiter.

6.Phase: Die stark ansteigende Armut führt zu Unruhen und Krawallen

7. Phase: Inländische Banken brechen in größerer Anzahl zusammen, wenn sie nicht unter einem Rettungsschirm geschützt werden.

8.Phase: Die Bürger versuchen, ihre Konten zu räumen. Das verschärft den Druck auf die Banken und führt zu weiteren Bankpleiten.

9. Phase: Unternehmen erhalten von den klammen Banken keine neuen Kredite mehr und können nicht investieren.

10.Phase: Zahlreiche Unternehmen müssen Konkurs anmelden

11.Phase: Die Pleitewelle führt zu dramatischer Arbeitslosigkeit.

12.Phase: Der Konsum geht stark zurück. Handel und Handwerk werden in den Strudel gezogen.

13. Phase: Die Steuereinnahmen brechen weg.

14.Phase: Staaten mit eigener Währung hilft es, wenn sie ihr Geld stark abwerten. Das ist mit der Gemeinschaftswährung Euro nicht möglich. In dieser Phase wird ein Pleite-Staat von sich aus aus dem Euro aussteigen. Exporte verbilligen sich nach der Abwertung, Importe werden teurer. Das hilft, die eigene Wirtschaft auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Im Fall Griechenlands bringt das allerdings wenig, da das Land viel mehr importiert als exportiert.

Weiterer Nachteil: Ersparnisse, Renten und Löhne werden stark entwertet.

15. Phase: Es besteht Ansteckungsgefahr! Ein Staatsbankrott in der EU ist auch für Deutschland sehr gefährlich!

Da griechische Anleihen wegen des Risikos einen hohen Zinssatz brachten, waren sie bei risikofreudigen Investoren beliebt. Dazu gehören viele internationale und auch deutsche Banken, wie beispielsweise die Commerzbank. Plötzliche Milliarden-Ausfälle würden sie ins Wanken bringen. Sollten Sie Geld bei einer solchen Bank haben, dann können Sie auf die Einlagensicherung zählen. Bis 100.000 Euro bekommen Sie garantiert zurück. Kommt es zu einem großflächigen Banken-Crash wird diese Garantie allerdings von Experten angezweifelt.

Indirekter Effekt: Die Banken ‚lernen’ aus der Krise und verändern ihre Anlage-Strategie hin zu möglichst sicheren, wenn auch wenig ertragreichen Investitionen. Das könnte die Situation auch für Portugal, Irland, Spanien, Italien und sogar Frankreich erschweren und weitere Staatspleiten auslösen.