Teenager zeigen ihren Kummer auf ihre ganz eigene Art und Weise
Warum Jugendliche anders trauern

Spaß haben, das Leben auskosten, in den Tag hineinleben – das Leben von Jugendlichen ist vor allem von Leichtigkeit geprägt. Doch was passiert, wenn sich der Tod in das Leben eines jungen Menschen schleicht? Das Lebenskonzept wird durch diese emotionale Ausnahmsituation durcheinander gebracht, es entsteht ein Zwiespalt zwischen Trauer und Heiterkeit. Während Erwachsene sich zum Trauern oft zurückziehen, nehmen manche Jugendliche kurz nach einem Todesfall die Einladung zu einer Geburtstagsparty an. Das heißt jedoch keinesfalls, dass es ihnen leichter fällt, einen Tod zu verkraften.
Jugendliche stecken in einer besonders schwierigen Situation
Je nach Alter, Persönlichkeit und Lebenssituation geht jeder Beteiligte mit einem Todesfall anders um. Während die meisten Erwachsenen zunächst kontinuierlich trauern, bis sie es schaffen, den Verlust zu akzeptieren, verstehen Kinder das Geschehene meist nicht und kehren schnell wieder in den Alltag zurück. Jugendliche stecken meist in einer besonders prekären Situation, erzählt Theologe Hannes Wechner, der sich mit Trauerbegleitung speziell für Jugendliche beschäftigt, gegenüber der Katholischen Kirche Wien: "Es gehört zu ihrem Lebenskonzept, das Leben auszukosten, zu genießen, intensiv zu spüren. Ein Todesfall erschüttert dieses Konzept in fundamentaler Art und Weise. Da stehen sie dann, zerrissen zwischen dem Gefühl todtraurig zu sein über den Verlust und dem Wunsch, Spaß zu haben und das Leben zu genießen."
Sie suchen sich ihre eigene Form von Trauer
Jugendliche können – im Gegensatz zu Erwachsenen – ihre Trauer vertagen. Während sie im einen Moment in sich kehren und allein sein möchten, um ihrem Kummer freien Lauf zu lassen, verabreden sie sich kurz später mit Freunden zum gemeinsamen Abendessen. Das hat nichts damit zu tun, dass sie nicht trauern – sie trauern einfach anders. Gründe dafür können ein bewusster oder unbewusster Schutzmechanismus, Rücksicht auf andere Beteiligte, wie beispielsweise die eigenen Eltern bei einem familiären Todesfall, oder die Angst vor Trauerzwang sein.
Aus letzterem Grund gehen viele junge Menschen nicht gerne auf den Friedhof oder in die Kirche, sie verarbeiten den Tod lieber abseits von Ritualen und suchen sich ihre eigene Form von Trauer, die auch neben dem jugendlichen Leben existieren kann: "Die kann laut sein, intensiv, impulsiv und verstörend, die Grenzen auslotend, dann aber wieder so, als wäre nichts gewesen", sagt Wechner.
Jugendliche werden von den meisten Erwachsenen so behandelt, als seien sie Erwachsene
Wenn ein Familienmitglied stirbt, reagieren Jugendliche oft "cool" und tapfer. Nicht, weil sie es sind, sondern weil sie versuchen, die Familie zusammen zu halten. Wenn beispielsweise ein Elternteil durch den Tod des anderen Elternteils in der eigenen Trauer versinkt, versuchen die Kinder, das geordnete System und die heile Welt in der Familie einigermaßen intakt zu halten.
Es gilt jedoch immer zu bedenken: Jugendliche werden von den meisten Erwachsenen so behandelt, als seien sie Erwachsene – sind sie aber nicht. Sie brauchen Menschen, die ihnen zuhören, Verständnis zeigen und für sie da sind. Und dazu zählen vor allem, besonders wenn ein Elternteil stirbt, Mama oder Papa.
Trauer bei Jugendlichen war diese Woche auch Thema in der Serie "Der Lehrer". Die komplette Folge gibt's bei TVNOW zum nachträglichen Abruf.