Gibt es Grund zur Sorge?

Kind (4) mit Vogelgrippe auf Intensivstation: EU bestellt Impfdosen - Ärzt erklärt den Grund

Fabian Strauch
Ein vierjähriges Kind lag in Indien vier Wochen auf der Intensivstation, nachdem es sich mit Vogelgrippe infiziert hatte. (Symbolbild)
deutsche presse agentur
von Carmen Gocht

Vogelgrippeviren breiten sich weltweit aus!
Fieber, Atemschwierigkeiten und Bauchschmerzen – mit diesen Symptomen brachten Eltern in Indien ihr vierjähriges Kind zum Arzt. Die Diagnose: Vogelgrippe. Die EU-Kommission hat sich jetzt 665.000 Impfdosen gesichert. Welchen Zusammenhang gibt es? Allgemeinarzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht beantwortet die wichtigsten Fragen.

Kind in Indien durch Hühner infiziert

Das Kind aus Indien wurde vier Wochen auf der Intensivstation behandelt und konnte dann entlassen werden. Kurze Zeit später erlitt es allerdings einen Rückfall, musste intubiert werden und bekam Sauerstoff. Letztlich konnte es aber das Krankenhaus verlassen.

Die Behörden gehen davon aus, dass sich das Kind bei Hühnern angesteckt hatte. Vogelgrippe wird oft von Hühnern übertragen, die sich bei Wildtieren angesteckt haben. Der Erreger befällt neben Vögel aber auch viele Säugetiere, darunter Katzen, Bären, Nerze, Robben. In der Arktis wurde sogar ein infizierter Eisbär entdeckt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt als höchst selten. Andere Personen aus dem Umfeld des Kindes hätten keine Anzeichen einer Infektion gezeigt, hieß es von der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

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Warum bestellt die EU jetzt Impfungen gegen Vogelgrippe?

Im RTL-Interview sagt Allgemeinarzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Fall aus Indien und den aktuellen Impfbestellungen der EU-Kommission gibt. Das Kind aus Indien wurde mit dem Subtypen Influenza A (H9N2) infiziert. Die bestellten Impfdosen sind für den Erreger Influenza A (H5N1).

Generell ist der schwere Krankheitsverlauf aus Indien ein Einzelfall, sagt der Mediziner: „Es gibt nur einzelne Übertragungen der Vogelgrippe Viren auf Menschen. Und normalerweise sind sie harmlos. Viele merken es gar nicht und manche haben einen Grippalen Infekt und bringen das gar nicht mit Vogelgrippe in Verbindung.“

Vorbeugende Impfungen für Riskogruppen - Mutationen sollen verhindert werden

Der jetzt bestellte Impfstoff in der EU ist für Menschen bestimmt, deren Risiko für Kontakte mit Vogelgrippe besonders hoch ist. Das sind insbesondere Mitarbeitende von Geflügelfarmen oder Tierärztinnen und Tierärzte. Das Ziel ist, die Ausbreitung der Vogelgrippe ein Europa zu verhindern. 13 EU-Staaten beteiligten sich an der Impfstoffbestellung, Deutschland ist bisher nicht dabei.

Die Impfung soll präventiv sein und verhindern, dass sich ein Mensch mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert und gleichzeitig eine menschliche Grippe bekommt. Denn dann könnte es zu einer Mutation der beiden Viren kommen. Specht erklärt weiter: „Man hat Angst, dass ein neues Virus entstehen könnte, das krank machender sein könnte und von Mensch zu Mensch übertragbar wäre.“

Die aktuelle Vogelgrippewelle gilt als bisher größte, die je dokumentiert wurde. Generell bestehe aber für die Allgemeinbevölkerung kein Grund zur Sorge, so Dr. Specht. (mit Material von dpa)