Das sagt The Big Greek zu den wirren VerdächtigungenVibrierende Analkugeln? Wurde der Schach-Weltmeister auf arschige Art betrogen?

HANDOUT - 04.09.2022, USA, St. Louis: Magnus Carlsen (l) aus Norwegen sitzt Hans Niemann aus den USA in der dritten Runde vom Schachturnier Sinquefield Cup im Saint Louis Chess Club gegenüber. Foto: Crystal Fuller/Saint Louis Chess Club/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Ob die Wahrheit jemals vollständig ans Licht kommt?
nic, dpa, Crystal Fuller

Im wohl größten Schach-Skandal der Geschichte geht das große Rätselraten weiter. Hat der US-Youngster Hans Niemann Schach-Weltmeister Magnus Carlsen tatsächlich betrogen, wie der Norweger seit Wochen andeutete und Anfang der Woche auch erstmals offen ansprach? Die Verdächtigungen gegen Niemann gingen teils tiefer, als die Polizei erlaubt: Von sensorischen Analkugeln war die Rede, anhand derer ungemerkt Informationen übermittelt werden könnten. Fakt ist: Selbst die Experten tappen im Dunkeln. Wir haben mit dem Youtuber Big Greek alias Georgios Souleidis gesprochen. Der internationale Schachmeister, der den größten deutschsprachigen Schachkanal betreibt, kann ebenfalls nur mutmaßen.

"So etwas hat es bisher in der Schachszene noch nicht gegeben"

„Wenn jemand (beim Präsenz-Schach, Anm.d.Red.) am Brett betrogen hat, dann muss er das mit völlig neuen Methoden gemacht haben, mit irgendeinem Gerät am Körper, das von den Detektoren nicht erkannt wird. Und man bräuchte eine zweite Person, die die Signale übermittelt“, sagte der 50-Jährige im Interview mit RTL/ntv. So etwas habe es bisher in der Schachszene noch nicht gegeben.

Analperlengeschichte? Nicht ernst zu nehmen

Dass die Mutmaßungen zwischenzeitlich sogar den intimen Bereich miteinschlossen, amüsiert Souleidis – auch, wenn ein solches Vorgehen natürlich nicht auszuschließen ist. „Die Analperlengeschichte? Ist nicht ernst zu nehmen, glaube ich.“ Spitzfindige „ANALysten“ hatten die Möglichkeit ins Spiel gebracht, Niemann habe sich entsprechende Gerätschaften im After installieren lassen, die gewisse Schwingungen erzeugen, die der „Träger“ dann nur noch übersetzen muss, um den richtigen Zug zu machen.

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"Die Indizien sprechen im Moment stark dafür, dass er betrogen hat"

Auffällig war bei Niemann, Nummer 49 der Weltrangliste, dass er zuletzt eine Perfektions-Quote von nahezu 100 Prozent hatte, entsprechend einem Schach-Computer. Was unmöglich ist. Und natürlich Zweifel an dessen Integrität zur Folge hatte. Wurden die Kontrahenten vor dem Spiel beim Sinquefield-Cup Anfang September in den USA, bei dem der US-Amerikaner seinen Kontrahenten aus Norwegen besiegte, eventuell doch zu nachlässig kontrolliert? „Wenn man das in diesem Fall zweifelsfrei herausfinden will, müsste man diejenige Person komplett filzen“, meint The Big Greek, falls jemand mit „irgendeinem kleinen elektronischen Gerät“ am Brett sitze.

Auch für Souleidis scheint der Fall Carlsen/Niemann entweder schwarz oder weiß zu sein: „Die Indizien sprechen im Moment stark dafür, dass er betrogen hat. Die Auswertung deutet auf zwei Sachen hin: Entweder er ist ein unfassbar starker Spieler – oder er ist stark verdächtig. Da kann sich jeder seinen Reim drauf bilden.“ Die Betrugs-Posse, sie bleibt aber (noch) weiter ungereimt. Bis zum nächsten Zug. Und zum nächsten. Schach kann halt zäh sein – wie Wahrheitsfindung eben auch. (mli)